Schweiz: ÖRK will Dialog mit Russischer Orthodoxer Kirche fortsetzen
Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt, hält aber am Austausch mit der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) fest. An seiner Tagung vom 15. bis 18. Juni 2022 in Genf bedauerte er die „ungesetzliche Invasion“ der Ukraine, eines „souveränen Staates“, durch Russland. Dies sei „eine furchtbare Missachtung von Diplomatie, Verantwortlichkeit und internationalem Recht“. Zugleich wurde beschlossen, die ROK nicht zu sanktionieren, wie dies im Vorfeld von verschiedenen Seiten gefordert worden war.
In seiner „Erklärung zum Konflikt in der Ukraine“ verurteilt der Zentralausschuss zwar „jeglichen Missbrauch der religiösen Sprache und religiöser Autorität zur Rechtfertigung dieser bewaffneten Aggression durch die Russische Föderation“, da dies in „krassem Gegensatz zu der christlichen Berufung steht, Frieden zu stiften“. Aber zugleich vermeidet die Erklärung jede direkte Kritik an der ROK. So werden die öffentlichen Rechtfertigungen des Kriegs in der Ukraine durch den russischen Patriarchen Kirill mit keinem Wort erwähnt. Das Leitungsgremium des ÖRK fordert „unsere christlichen Brüder und Schwestern der russischen und ukrainischen Kirche auf, ihre Stimme zu erheben und die fortwährenden Tötungen, Zerstörungen, Vertreibungen und Enteignungen der Menschen in der Ukraine und ihrer christlichen Brüder und Schwestern zu verurteilen“. Gleichzeitig fordert der Zentralausschuss ein „deutlich größeres Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Suche nach Frieden“.
In der Erklärung bekräftigt der ÖRK zudem seine „besondere Rolle, seine Mitgliedskirchen in der Region zu begleiten und eine Plattform und ein sicherer Raum für Begegnung und Dialog zu sein“. Daher rief er die Mitgliedskirchen in Russland und der Ukraine „nachdrücklich auf, diese Plattform zu nutzen“. Dabei verwies der Zentralausschuss auch auf entsprechende Aktivitäten des ÖRK hin, namentlich die Interorthodoxe Vorbereitungskonsultation zur ÖRK-Vollversammlung in Zypern und zwei ökumenische Runden Tische zum Thema sowie seine Besuche bei Geflüchteten aus der Ukraine. In diesem Zusammenhang „begrüßt und anerkennt“ der Zentralausschuss das „Engagement des Moskauer Patriarchats, das die ÖRK-Gemeinschaft sowohl in Russland als auch der Ukraine repräsentiert, unter der Ägide des ÖRK an Begegnungen und Gesprächen über die Situation in der Ukraine teilzunehmen, obwohl die Umstände eine Teilnahme an den bisher einberufenen Runden Tischen verhindert haben“.
Beim zweiten Runden Tisch kamen am 10. Juni 2022 in Bossey Vertreterinnen und Vertreter von Mitgliedskirchen des ÖRK aus „verschiedenen europäischen Ländern, die an die Ukraine grenzen oder direkt von dem derzeitigen Konflikt dort betroffen sind“, zusammen. Das Fehlen der ROK trotz vorheriger Zusage wurde in der Botschaft der Teilnehmenden mit den „jüngsten Veränderungen in der Hierarchie“ – der Abberufung von Metropolit Ilarion (Alfejev) als Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats – begründet. Das „Fehlen dieser zentralen Amtskollegen stellt naturgemäß ein fundamentales Hindernis für das Erreichen der Ziele“, Dialog und Austausch, dar. Die Teilnehmenden bekräftigten ihre frühere Ablehnung von Krieg und militärischer Gewalt und verurteilten die „unberechtigten und illegalen militärischen Angriff“ der russischen Führung auf die Ukraine. Besonders betonten sie die „zentrale Bedeutung des ÖRK als Plattform für Begegnung und Dialog zwischen den Kirchen und Bevölkerungsgruppen, die die Auswirkungen dieses Krieges am direktesten spüren“. Wie bei der Erklärung des Zentralausschusses lehnten die Teilnehmenden zwar die „offensichtliche Instrumentalisierung der religiösen Sprache durch politische und kirchliche Führungspersonen zur Rechtfertigung“ des Kriegs ab, ohne jedoch Namen zu nennen. Am Runden Tisch fehlte nicht nur die ROK, es fanden sich auch keine Vertreter aus der Ukraine.
Vor der Tagung des Zentralausschusses war die Aussetzung der ÖRK-Mitgliedschaft der ROK oder gar ihr Ausschluss aus dem ÖRK wegen der Rechtfertigung des Kriegs durch Patriarch Kirill gefordert und diskutiert worden. Die Synode der Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz hatte angeregt, eine Suspendierung der ROK aus dem ÖRK zu prüfen. Der Zentralausschuss entschied sich jedoch gegen eine Suspendierung, da diese nicht zielführend sei. Zur Vollversammlung des ÖRK nach Karlsruhe werden aber zwei Delegierte der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), die einen Antrag auf Mitgliedschaft im ÖRK eingereicht hat, und drei Delegierte des Allukrainischen Rats der Kirchen und Religionen als Beobachter eingeladen. (NÖK)
Ein breiter Kreis von Mitgliedern der Evangelischen Kirche in Deutschland, darunter ehemalige DDR-Bürgerrechtler:innen, Theolog:innen und Intellektuelle, appelliert an die EKD und den ÖRK mit Blick auf die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe klare Zeichen zu setzen. Die Vollversammlung dürfe von der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche nicht zu Propagandazwecken missbraucht werden.
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Irena Pavlović untersucht die Kommunikation von Patriarch Kirill und Patriarch Bartholomaios während des Ukraine-Kriegs und verweist dabei auf die entscheidende Bedeutung liturgischer und spiritueller Erfahrung in der Orthodoxie.
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Die Kirchenlandschaft in der Ukraine ist von Spaltungen geprägt. Sebastian Rimestad analysiert drei Narrative über die rechtmäßige Rolle der christlichen Kirche in der Ukraine: das „römisch-katholische“, das „russische“ und das „griechische“.
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Angesichts des Krieges in der Ukraine beleuchtet Regina Elsner die Entwicklung der friedensethischen Thematik in der Russischen Orthodoxen Kirche in den letzten Jahrzehnten und konstatiert dabei eine Verschiebung von der sozial- auf die individualethische Ebene.
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Die evangelische Theologin Jennifer Wasmuth, der orthodoxe Theologe Ioan Moga und die katholische Theologin Regina Elsner, die alle im ökumenischen Dialog engagiert sind, sprechen über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die ökumenischen Beziehungen insbesondere zur Russischen Orthodoxen Kirche. Sie zeigen mögliche Strategien im Umgang mit dieser und Potentiale für den künftigen Dialog auf.
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Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche dazu argumentiert Archimandrit Serafim Pankratov dafür, dass sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche selbstständig macht, bevor sie den Rückhalt bei den Gläubigen verliert.
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Nach 70 Tagen Krieg geht Sergii Bortnyk auf die Bemühungen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) um einen humantären Korridor aus Mariupol, die innerkirchlichen Debatten um den zukünftigen kanonischen Status der UOK sowie die Idee des Papstes zu einer Reise nach Moskau ein.
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Vertreter meherer evangelischer theologischer Bildungseinrichtungen in der Ukraine haben den russischen Krieg gegen die Ukraine verurteilt, aber auch das teilweise Schweigen ihrer Glaubensgeschwister in Russland und internationaler Partner.
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In den vergangenen Jahren haben sich die Beziehungen des Militärs in Russland mit der Russischen Orthodoxen Kirche vertieft. Was das für die Rolle der Kirche und ihre friedensstiftende Mission bedeutet, erläutert Regina Elsner in einem ZOiS Spotlight.
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