Unterschiedliche Reaktionen auf neues Statut der Ukrainischen Orthodoxen Kirche
Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat sich an seiner Sitzung am 7. Juni zur „Entwicklung der Situation nach dem Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche“ (UOK) geäußert, ohne konkret auf die Anpassungen im Statut der UOK einzugehen. So hat er „mit Bedauern“ einen „anhaltenden Druck“ auf die Geistlichen und Gläubigen der UOK durch staatliche Organe und „extremistische Teile der ukrainischen Gesellschaft“ festgestellt und unterstützt diejenigen Geistlichen und Gläubigen, die sich um die Bewahrung der Ordnung und der kanonischen Norm des Kommemorierens des russischen Patriarchen Kirill bemühen. Er erinnert außerdem daran, dass eine Veränderung des Statuts nur nach den entsprechenden kanonischen Verfahren möglich sei, zu denen ein Konzil der ROK gehöre.
Metropolit Ilarion (Alfejev), damals noch Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, warnte in seiner Fernsehsendung „Kirche und Welt“ vom 4./5. Juni vor überstürzten, scharfen Reaktionen. Die UOK habe lediglich zum wiederholten Mal ihren Status, den sie 1990 von der ROK erhalten habe, bestätigt. Am Konzil habe sie noch einmal lautstark ihre Autonomie verkündet und entsprechende Korrekturen in ihrem Statut angebracht. Einen äußeren Einfluss auf das Vorgehen der UOK schloss Ilarion aus.
Der ukrainische Theologe Cyril Hovorun sprach von einer „technischen, nicht vollwertigen Autokephalie“. Im Statut finden sich kleinere Änderungen, die Verbindung zur ROK wird nicht mehr erwähnt, aber die Autokephalie wird darin nicht verkündet. So ist bei der Wahl des Metropoliten von Kiew der Zusatz weggefallen, dass sie den Segen des Moskauer Patriarchen braucht. Früher stellte zudem die ROK die Beziehung der UOK zu den anderen orthodoxen Lokalkirchen her, dieser Punkt ist nun ganz aus dem Statut verschwunden. Im neuen Statut bleibe so die Möglichkeit offen, die Änderungen rückgängig zu machen, sollten sich die Umstände ändern, schrieb Hovorun auf Facebook. Die veränderten Normen des Statuts würden die Abhängigkeit von Moskau nicht bestätigen, aber auch nicht explizit verneinen. Zwar erlaubten die Normen „neue Praktiken der Unabhängigkeit“, es sei aber auch leicht, zur Abhängigkeit von der ROK zurückzukehren. Dazu wären laut Hovorun nicht einmal weitere konziliare Entscheidungen nötig, und genau darauf werde Moskau hinarbeiten, um die Bedeutung des Konzils der UOK vom 27. Mai zu nivellieren. Archimandrit Cyril, der schon lange an ausländischen Universitäten lehrt, hat am 13. Juni in einem Interview erklärt, das Moskauer Patriarchat verlassen und sich dem Patriarchat von Konstantinopel anschließen zu wollen.
Innerhalb der UOK gibt es Widerstand gegen das neue Statut. So hat die Eparchie Luhansk erklärt, Metropolit Onufrij (Berezovskij), das Oberhaupt der UOK, bei Gottesdiensten in allen Kirchen und Klöstern der Eparchie nicht mehr zu kommemorieren, weil sie nicht mit den Änderungen am Statut einverstanden ist. Auch die Eparchie Rovenky hat entschieden, Onufrij nicht mehr zu kommemorieren und in der Obhut des Moskauer Patriarchats zu bleiben. Metropolit Luka (Kovalenko) von Zaporizhzhja kritisierte ebenfalls die Entscheidungen des Konzils und bezeichnete den bisherigen Status der UOK als autonome Kirche innerhalb der ROK als „am akzeptabelsten“. Gleich nach dem Konzil verkündete zudem die Eparchie Donezk, dass ihr kirchliches Leben sich nicht ändern werde. Sie berief sich damit auf eine Resolution des Konzils, dass unter den Bedingungen des Kriegsrechts die Diozösanbischöfe über Fragen des Kirchenlebens entscheiden könnten, die sonst in die Kompetenz des Hl. Synods oder Oberhaupts der UOK fallen würden.
Von dieser Resolution machten auch die drei Eparchien der Krim Gebrauch und baten den Hl. Synod der ROK darum, dass ihre Eparchien direkt dem Moskauer Patriarchen und dem Hl. Synod unterstellt würden. Mit Hinweis auf die „praktische Unmöglichkeit“ für diese Eparchien, in regelmäßigem Kontakt zur Metropolie von Kiew zu stehen, ging der Hl. Synod auf diese Bitte ein. Zugleich fasste er die drei Eparchien Feodossija, Simferopol und Dzhankoj zur Metropolie Krim zusammen und machte Metropolit Lazar (Schvets) von Simferopol zu ihrem Vorsteher. (NÖK)
Ein breiter Kreis von Mitgliedern der Evangelischen Kirche in Deutschland, darunter ehemalige DDR-Bürgerrechtler:innen, Theolog:innen und Intellektuelle, appelliert an die EKD und den ÖRK mit Blick auf die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe klare Zeichen zu setzen. Die Vollversammlung dürfe von der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche nicht zu Propagandazwecken missbraucht werden.
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Irena Pavlović untersucht die Kommunikation von Patriarch Kirill und Patriarch Bartholomaios während des Ukraine-Kriegs und verweist dabei auf die entscheidende Bedeutung liturgischer und spiritueller Erfahrung in der Orthodoxie.
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Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche dazu argumentiert Archimandrit Serafim Pankratov dafür, dass sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche selbstständig macht, bevor sie den Rückhalt bei den Gläubigen verliert.
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Angesichts der Gräuel in Butscha sucht Erzpriester Georgiy Kovalenko, Rektor der Offenen Orthodoxen Hl. Sophia-Universität, im Glauben nach Antworten auf die Frage: "Wo war Gott".
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Das Entsetzen über den Krieg gegen die Ukraine verbindet sich bei vielen mit einem Schauder über seine vermeintlich religionspolitische Notwendigkeit. Regula M. Zwahlen schärft den Blick für solche Narrative.
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In seinem Essay analysiert Sebastian Rimestad die neusten Entwicklungen im Moskauer Patriarchat in Bezug auf den Krieg in der Ukraine, insbesondere die Predigt von Patriarch Kirill am 6. März und mögliche Perspektiven für das Patriarchat.
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In einem emotionalen Text schildert Bohdan Ohultschanskyj, Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine, seine Sicht auf die Entwicklungen, die zum aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine geführt haben und verurteilt die imperiale Ideologie der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche.
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Die Ukrainische Katholische Universität in Lviv ruft dazu auf, die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten, sie und ihre Studierenden beim Wiederaufbau zu unterstützen und Teil des Network of Solidarity and Strategic Partnership with Ukrainian Catholic University (2022–2026) zu werden.
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Die Arbeitsgemeinschaft, die mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Sprachraum vereinigt, die sich mit dem Christlichen Osten befassen, verurteilt in ihrer Stellungnahme den Angriff Russlands auf die Ukraine und ruft zu Frieden auf.
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In den vergangenen Jahren haben sich die Beziehungen des Militärs in Russland mit der Russischen Orthodoxen Kirche vertieft. Was das für die Rolle der Kirche und ihre friedensstiftende Mission bedeutet, erläutert Regina Elsner in einem ZOiS Spotlight.
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