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Ukraine: Auseinandersetzung um Kathedrale von Tschernivtsi

19. Juni 2025

Um die Heiliggeistkathedrale in Tschernivtsi ist es am 17. Juni zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Anhänger der konkurrierenden orthodoxen Kirchen – der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) und der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) – versuchten einander gegenseitig aus der Kathedrale zu drängen und die Kontrolle über das Gebäude zu erlangen. Die Polizei schritt ein, wurde aber zwischenzeitlich von der großen Menge Aktivisten überwältigt. Medizinische Einrichtungen berichteten von rund 30 Verletzten.

Bei der Auseinandersetzung geht es um die Nutzung der Kathedrale, die bis 2025 von der UOK genutzt wurde. Wie an vielen anderen Orten der Ukraine kam es zu Debatten um einen Übertritt der Kirchgemeinde zur OKU. Im Februar 2025 stimmten laut der UOK über 4500 Gemeindemitglieder für einen Verbleib bei der UOK. Dennoch registrierten die lokalen Behörden die Heiliggeistkathedrale und zwei andere große Kirchgemeinden neu, sie sind nun offiziell Teil der OKU. Laut dem zuständigen Bischof der OKU fand am 17. Juni zum ersten Mal ein Gottesdienst der OKU in ukrainischer Sprache in der Kathedrale statt. Offenbar versammelten sich Anhänger beider Kirchen vor der Kathedrale, einige versuchten Abschrankungen niederzureißen. Nachdem die Türen gewaltsam geöffnet worden waren, betrat laut Medienberichten Metropolit Meletij (Jegorenko) von der UOK die Kathedrale. Gläubige, die nicht zur OKU gehörten, begannen einen eigenen Gottesdienst abzuhalten, und es kam zu weiteren Zusammenstößen im Inneren der Kirche. Die UOK berichtete, dass Metropolit Meletij und weitere Gläubige verletzt wurden, als Anhänger der OKU die Kathedrale in Besitz zu nehmen versuchten. Doch den Gläubigen der UOK sei es gelungen, ihre Kirche zu verteidigen.

Die UOK, die seit den frühen 1990er Jahren eine gewisse Autonomie  innerhalb des Moskauer Patriarchat genossen hatte, hatte im Mai 2022 unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat erklärt. In den Augen vieler Ukrainer gilt sie weiterhin als zumindest teilweise prorussisch, und die ukrainische Gesellschaft begegnet ihr oft mit Misstrauen. Die OKU, die 2019 vom Ökumenischen Patriarchat die Autokephalie erhielt, gewinnt zusehends Gläubige. Bei den Übertritten von Gemeinden und der damit zusammenhängenden Nutzung von Kirchgebäuden kommt es oft zu Konflikten, wobei die Prozesse oft intransparent oder inkorrekt ablaufen. (NÖK)

ZOiS Spotlight on Ukraine 8: Gibt es eine russische Kirche in der Ukraine?

Zwei Jahre nachdem sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche als vom Moskauer Patriarchat unabhängig erklärt hat, fragt Andriy Fert bei Priestern und Gemeindemitgliedern nach, wie sie die Haltung ihrer Kirche zu Russland einschätzen.


Humble Abuse and Responsibility: Some Reflections on the Situation Around the UOC

Als früheres aktives Gemeindemitglied der Ukrainischen Orthodoxen Kirche kritisiert Lidiya Lozova deren "versteckte strukturelle Gewalt" gegenüber Gläubigen und zeigt Verständnis für die gesellschaftliche Ablehnung, die ihr aufgrund dieser Praktiken entgegenschlägt.


Beobachtungen aus Sumy zum innerorthodoxen Konflikt

Aus der Eparchie Sumy schildert Georgij Taraban die starken innerorthodoxen Spannungen und Konflikte zwischen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) und den Behörden. Er beklagt, dass Geistliche und Laien der UOK bedroht werden, kritisiert aber auch das Vorgehen der eigenen Kirchenleitung.


Drama at the Lavra: What’s at Stake?

Angesichts der starken Emotionen und verbreiteten Gerüchte rund um den Konflikt um das Kyjiwer Höhlenkloster trägt Nicholas Denysenko Fakten zusammen, zeigt auf, wo Informationen fehlen, verweist auf Schwierigkeiten bei der Beurteilung und plädiert für Besonnenheit.


Im Spannungsfeld von Kirchen und Staat: Über den Konflikt in der ukrainischen Orthodoxie

Für das Vorgehen der Behörden gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche sieht Thomas Mark Németh eine Mitverantwortung bei deren Kirchenleitung, warnt aber vor einer Ausweitung des religiösen Konflikts. Trotz heikler staatlicher Eingriffe sei die Religionsfreiheit in der Ukraine aber nicht bedroht.


Save Kyiv Theological Academy

Die Auflösung der Nutzungsvereinbarung für das Kyjiwer Höhlenkloster betrifft auch die Theologische Akademie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die dort untergebracht ist. Ihr Rektor, Erzbischof Sylvester, befürchtet das Ende der Akademie, da die Kirche keine anderen geeigneten Räumlichkeiten hat.


Stimmen zum Kyjiwer Höhlenkloster: Sergii Bortnyk

In den illegalen Neubauten auf dem Areal des Höhlenkloster sieht Sergii Bortnyk lediglich einen Vorwand zur Auflösung des Nutzungsvertrags mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche. Vielmehr gehe es darum, deren Leitung unter Druck zu setzen, damit sich diese schneller an die Orthodoxe Kirche der Ukraine annähert. 


Stimmen zum Kyjiwer Höhlenkloster: Oleksandr Klymenko

Im Konflikt um das Höhlenkloster spiegelt sich das Unvermögen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche wider, mit der ukrainischen Zivilgesellschaft in einen konstruktiven Dialog zu treten. Deren Kirchenleitung habe es versäumt, sich den neuen gesellschaftspolitischen Realitäten zu stellen, meint Oleksandr Klymenko.


Stimmen zum Kyjiwer Höhlenkloster: Bohdan Ohultschanskyj

Zum Gesicht der Auseinandersetzung um das Höhlenkloster ist die kontroverse Figur seines Vorstehers, Metropolit Pavlo, geworden. Er und als prorussisch geltende Hierarchen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche schädigen insgesamt deren Ruf, erklärt Bohdan Ohultschanskyj.


„Die ukrainische Kirche wird autokephal sein und sich vereinigen“

Erneut haben sich Geistliche und Laien der beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine getroffen und drängen darauf, eine Annäherung und schließliche Vereinigung anzugehen. Serhii Shumylo, der am Dialog beteiligt ist, ordnet ein und schildert die Lage der Ukrainischen Orthodoxen Kirche.


NÖK Nachgefragt: Thomas Bremer über die aktuelle Lage der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

Die Ukrainische Orthodoxe Kirche kommt zunehmend unter staatlichen Druck, zugleich wird sie im russischen Krieg gegen die Ukraine vom Moskauer Patriarchat instrumentalisiert. Thomas Bremer erläutert ihr aktuelles Verhältnis zum Staat sowie ihre Schwierigkeiten, ihren eigenen Status zu definieren und sich klar zu positionieren.


Ukraine’s largest Orthodox church accused of collaborating with Russia

Trotz der Erklärung ihrer Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat im Mai 2022 wird der Ukrainischen Orthodoxen Kirche weiterhin Kollaboration vorgeworfen. Andriy Fert zeigt auf, inwiefern ihr Vorgehen inkonsequent oder uneindeutig ist, und welche Vorwürfe berechtigt sind.


Orthodoxe Kirchen in Russland und der Ukraine

Kurz vor Weihnachten blickte der ZOiS-Podcast zurück auf die aktuelle Situation der orthodoxen Kirchen in der Ukraine und in Russland sowie ihr Verhältnis zum Staat und erörterte Chancen des friedensethischen Denkens in der Orthodoxie.


Six Months Later: The Ukrainian Orthodox Church Still at the Crossroads

Auch sechs Monate nach dem Landeskonzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche bestehen bezüglich ihrer Unabhängigkeit noch immer Unklarheiten, und ihre Leitung trägt kaum zur Klärung bei. Andriy Fert zeigt Widersprüche und Herausforderungen auf.


Kampf gegen die „Kirche des Aggressors“

Mit den Entscheidungen des nationalen Sicherheitsrats, die Ukrainische Orthdoxe Kirche gründlich zu untersuchen, ist es offensichtlich zu einer Wende in der Religionspolitik von Präsident Volodymyr Zelenskyj gekommen. Regina Elsner ordnet die Hintergründe und mögliche Folgen ein.


Ukraine: A New Legal Framework for the UOC?

Das Dekret des ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj, das Verhalten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche im Krieg zu überprüfen, hat zahlreiche Gerüchte über ein Verbot dieser Kirche ausgelöst. Woher diese Ängste kommen und was das Dekret tatsächlich bedeutet, erklärt Andrey Shishkov.


Drei Monate nach dem Konzil: ein neuer Modus vivendi der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

Drei Monate nach dem Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, an dem sie ihre volle Unabhängigkeit von Moskau erklärt hat, gibt Erzbischof Silvestr einen Überblick über ihre aktuelle Lage, Herausforderungen und Perspektiven.


Hoffnung auf Beginn eines Vereinigungsprozesses

Im Juli haben sich Geistliche der Orthodoxen Kirche der Ukraine und der Ukrainischen Orthodoxen Kirche zu einem informellen Gespräch getroffen. Andriy Dudchenko, der unter den Teilnehmern war, berichtet über die Geprächsthemen und weitere Perspektiven.


NÖK Nachgefragt: Sergii Bortnyk zum Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche vom 27. Mai

Am 27. Mai hat ein Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) „die volle Unabhängigkeit und Autonomie“ der UOK erklärt. Sergii Bortnyk berichtet über den Verlauf des Konzils, und was die Entscheidungen des Konzils gegenüber dem Moskauer Patriarchat bedeuten.


Religiöse Kooperation in Kriegszeiten

Der Krieg in der Ukraine hat zu einer Stärkung zivilgesellschaftlicher und interreligiöser Zusammenarbeit im Land geführt, wie Tetiana Kalenychenko beobachtet. Für den Abbau von Spannungen zwischen den beiden orthodoxen Kirchen ist ein Dialog an der Basis wichtig.


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Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche dazu argumentiert Archimandrit Serafim Pankratov dafür, dass sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche selbstständig macht, bevor sie den Rückhalt bei den Gläubigen verliert.


NÖK Nachgefragt: Sergii Bortnyk zu innerkirchlichen Debatten in der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

Nach 70 Tagen Krieg geht Sergii Bortnyk auf die Bemühungen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) um einen humantären Korridor aus Mariupol, die innerkirchlichen Debatten um den zukünftigen kanonischen Status der UOK sowie die Idee des Papstes zu einer Reise nach Moskau ein.


Choice as the New Reality: Obstacles for Consensus between the UOC and the OCU

Georgiy Taraban skizziert die innerkirchlichen Debatten um den zukünftigen kanonischen Status der Ukrainischen Orthodoxen Kirche. Weder ein Verbleib beim Moskauer Patriarchat ist möglich noch eine einfache Vereinigung mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine.


The UOC-MP at the Crossroads

Der russische Angriffskrieg hat die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die dem Moskauer Patriarchat untersteht, in eine schwierige Lage gebracht. Mit Blick auf die ukrainische Orthodoxie im Zweiten Weltkrieg skizziert Nicholas Denysenko Optionen der UOK und ihre Schwierigkeiten.