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Russland: Geldstrafe für Priester wegen Antikriegspredigt

17. März 2022

Der Priester Ioann Burdin ist für seine Predigt vom 6. März und Materialien auf der Website seiner Kirchgemeinde mit einer Buße von 35‘000 Rubel bestraft worden. Das Kreisgericht von Kostroma befand ihn am 10. März schuldig, mit seinen öffentlichen Äußerungen „den Einsatz der Streitkräfte der Russischen Föderation zum Schutz der Interessen Russlands und seiner Bürger diskreditiert“ zu haben. Eine solche „Diskreditierung“ der Armee ist in Russland seit dem 4. März 2022 strafbar. Am 11. März war über die Website der Gemeinde bereits mehr als genug Geld gespendet worden, um die Strafe zu bezahlen.

Ioann Burdin, Vorsteher der Auferstehungskirche im Dorf Karabanovo in der Oblast Kostroma, erklärte vor Gericht seine Äußerungen und legte dar, weshalb es sich dabei um keine Diskreditierungen handle. Eine Diskreditierung sei eine „vorsätzliche Handlung, die darauf zielt, die Autorität, das Image und Vertrauen in jemanden zu untergraben und dessen Würde zu verletzen“. In ihrem Text hätten er und der Priester Georgij Edelschtejn von einem „Angriff“ geschrieben, was definitionsgemäß der „Übertritt einer Grenze durch die Armee eines Landes in ein anderes Land“ sei. Da die russischen Truppen tatsächlich die Grenze zur Ukraine übertreten hätten, sei der Begriff korrekt. Die vom Staat vorgeschriebene Bezeichnung „Spezialoperation“ stamme von einer betroffenen Partei und sei daher nicht glaubwürdig, führte Burdin aus.

Beim Verweis auf 1939 ging es den beiden Verfassern nicht um einen Vergleich der Handlungen Russlands mit denen Nazideutschlands, sondern darum, die Gläubigen an einen historischen Präzedenzfall zu erinnern, „als die Kirche die Aggression begrüßte und mit ihrer falschen Billigung zur Anzettelung des Weltkriegs beitrug“. Das Ziel der Aussage sei keine Diskreditierung, sondern die Warnung vor einem Fehler. Zum Schluss warnten die beiden Geistlichen, dass das vergossene Blut nicht nur an den Mördern und ihren Befehlsgebern kleben werde, sondern auch an denen, die das Blutvergießen billigten oder dazu schwiegen. Auch dabei gehe es nicht um eine Herabwürdigung der Regierung und Armee, es handle sich um ein religiöses Dogma, das dem christlichen Glauben zugrunde liege. Dieses Dogma eine Diskreditierung zu nennen, „bedeutet, das Recht auf Religionsfreiheit zu verletzen“, denn jeder Mensch dürfe seine religiösen Überzeugungen frei aussprechen.

Die Predigt habe sich nicht an alle Russen, sondern an die Mitglieder der Kirche gerichtet. Bewusst habe er sie vor der Liturgie gehalten, um anzukündigen, wofür er beten wird. So habe er niemanden gezwungen, mit ihm zu beten, jeder habe die Kirche verlassen oder nicht mitbeten können. Das Wort „Krieg“ benutzte Burdin, weil „weder die Bibel noch das Evangelium irgendwelche ‚Spezialoperationen‘ kennen“. Abschließend beteuerte er, keine Diskreditierung staatlicher Institutionen beabsichtigt zu haben. Er habe sich in seiner Predigt und seinen Texten lediglich von den „Normen der christlichen Moral“ leiten lassen. Noch sei in Russland das Evangelium nicht verboten und als extremistische Literatur eingestuft. (NÖK)

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