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Republik Moldau: Kirchen betonen im Wahlkampf Neutralität

11. September 2025

Mit Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen am 28. September hat sich die moldauische Präsidentin Maia Sandu besorgt über die Rolle der Moldauischen Orthodoxen Kirche (MolOK) gezeigt, die eine autonome Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats ist. Sie warf der Kirche vor, dass viele ihrer Priester von Russland benutzt würden, um Desinformation zu verbreiten und Ängste zu schüren. Leider sei die MolOK erfolgreich dabei, Europa als „Hort des Bösen“ darzustellen und Russland als „Verteidiger der wahren Werte“. Sandu wies der MolOK eine zentrale Rolle bei der Verbreitung prorussischer Narrative vor.

Am 5. September wandte sich das Oberhaupt der MolOK, Metropolit Vladimir (Cantarian), an die Gläubigen und Geistlichen der Kirche, um sie zu verantwortungsvollem Verhalten bei den Wahlen aufzurufen. Die Parlamentswahl sei eine „wichtige demokratische Übung“ und es sei wichtig, dass jeder seinen Willen frei und entsprechend seiner Überzeugungen und Wünsche für die Zukunft der Republik Moldau ausdrücken könne. Aber es gebe viele Versuche, die Wählerschaft mit Mitteln, die die Wahlfreiheit nicht respektierten, zu beeinflussen. Noch besorgniserregender sei es, wenn dieses Vorgehen Geistliche miteinzubeziehen versuche. Deshalb erinnerte er daran, dass von der Kanzel ausschließlich das Evangelium gepredigt werden und keine Botschaft, die die Gesellschaft spalten könnte, zu hören sein dürfe. Er rief die Geistlichen auf, sich „nicht manipulieren oder in politische Spiele hineinziehen zu lassen, von politischer Propaganda abzusehen und die Gläubigen zu ermutigen“, ihr Wahlrecht „frei und gewissenhaft“ auszuüben. Damit bekräftige er die Position der MolOK als „Faktor der Konsolidierung der Gesellschaft“. Am 5. September hatte Metropolit Vladimir zudem Marta Kos, die EU-Kommissarin für Erweiterung, empfangen.

Metropolit Vladimir veröffentlichte auch eine Botschaft zum Unabhängigkeitstag der Republik Moldau am 27. August. Den 27. August 1991 bezeichnete er als „Moment der Begeisterung und Hoffnung“, der auch die Wiedergeburt der MolOK ermöglicht habe. Er segnete alle, die für die „Erhaltung und Stärkung der Unabhängigkeit unseres Landes arbeiten“. Die MolOK stehe fest an der Seite des Volkes, fördere die Werte der Vorfahren und erziehe die Jungend im Geist des Glaubens, der Würde und Liebe zur Nation.

Der Vorsteher der mit der MolOK konkurrierenden Bessarabischen Metropolie der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK), Metropolit Petru (Părinte), rief in seiner Botschaft zum Unabhängigkeitstag die Gläubigen auf, die Freiheit zu verteidigen. Es sei ein Segen, in einer Zeit der Freiheit und mit dem Glauben, der Sprache und der Identität der Vorfahren zu leben. Der 27. August sei ein „Ruf zu Gedenken und Verantwortung“, denn Freiheit werde nicht für immer gewonnen, sondern „durch Glauben, Einheit und Opfer verteidigt und kultiviert“. Auch er hob das Erlangen der Unabhängigkeit als Moment der Wiedergeburt seiner Kirche hervor, die von Gläubigen und Geistlichen ausging, die „frei und mit dem Mutterland und der Mutterkirche vereint“ sein wollten. Unabhängigkeit bedeute nicht Isolation, sondern das „Einnehmen unseres rechtmäßigen Platzes im Konzert der freien europäischen Nationen“, so Metropolit Petru. (mit Material von Kathpress) (NÖK)

Neue Dynamik im moldauischen Kirchenkonflikt

Das Oberhaupt der Moldauischen Orthodoxen Kirche hat sich vorsichtig von Patriarch Kirill distanziert. Gleichzeitig gibt es vermehrt Übertritte von Geistlichen zur Bessarabischen Metropolie, die zur Rumänischen Orthodoxen Kirche gehört. Mihai-D. Grigore ordnet die jüngsten Entwicklungen ein.