Serbien: Konflikt um Theologische Fakultät in Belgrad
Vor dem Hintergrund der Proteste in Serbien ist es an der Theologischen Fakultät der Universität Belgrad zu einem Konflikt zwischen den Studierenden und der Fakultätsleitung über die Ansetzung von Prüfungsterminen gekommen. Die Theologische Fakultät verkündete am 26. Mai, dass die ausgefallenen Prüfungsphasen vom Januar und April nun Ende Mai bzw. Anfang Juni stattfinden würden. Darauf hätten sich die Studierenden und Professoren der Fakultät „im Geist des gegenseitigen Verständnisses und der Verantwortung“ geeinigt, hieß es in der Mitteilung. Alle übrigen Prüfungsphasen würden bis zu einer weiteren Einigung verschoben, über die die Studierenden rechtzeitig informiert würden.
Auf die Ankündigung hin wurde die Fakultät von Theologiestudentinnen und -studenten blockiert, sie riefen zudem Studierende anderer Fakultäten zur Unterstützung herbei. Gegenüber Medien erklärte eine Studentin, die „physische Blockade ist etwas radikaler“, der Grund dafür die „illegale Ankündigung“ der Prüfungsphasen ohne Ersatz für die Lehrveranstaltungen. Das verstoße gegen die Regeln der Universität. Die Kapelle auf dem Gelände der Fakultät werde aber nicht blockiert und die Gottesdienste nicht behindert, versprach sie. Im Zug der seit November andauernden Massenproteste in Serbien hatte das Plenum der Theologiestudierenden im Dezember entschieden, sich der sog. Blockade, quasi einem Boykott, bei dem keine Lehrveranstaltungen stattfinden, anderer Fakultäten der Universität Belgrad anzuschließen. Bei den Protesten, die zunächst von Studierenden ausgingen, denen sich aber verschiedene Berufsgruppen anschlossen und die von breiten Bevölkerungsschichten unterstützt werden, werden Rechtstaatlichkeit, Kampf gegen die Korruption und funktionierende Institutionen gefordert. Auslöser war der Einsturz des Vordachs des kurz zuvor renovierten Bahnhofsgebäudes in Novi Sad, bei dem 16 Menschen umkamen.
Die Fakultätsleitung bestand darauf, das Vorgehen sei mit den Studierenden vereinbart gewesen. Das entspreche dem Wunsch, die Arbeit der Fakultät zu normalisieren, aber vor allem auch den Rechten der Studenten, die ihr Studium abschließen oder verbleibende Prüfungen ablegen müssten, erklärte der für die Lehre zuständige Prodekan der Theologischen Fakultät, Srboljub Ubiparipović. Damit gehe die Fakultät auf die Wünsche und Bitten der allermeisten Studierenden ein, nur eine „sehr kleine Anzahl“ sei dagegen. Dekan Zoran Ranković, der angeblich von Protestierenden beschimpft und blockiert wurde, betonte ebenfalls, dass das Vorgehen mit der Mehrheit der Studierenden abgestimmt gewesen sei. An der Blockade vor der Fakultät nahmen laut ihm Personen teil, die weder Studenten noch Dozierende der Fakultät sind. Diesen dürfe er als Verantwortlicher den Zugang nicht erlauben, weil sich auf dem Fakultätsgelände auch ein Studentenwohnheim befinde. Laut Medienberichten rief der Dekan die Polizei, wollte dazu aber auf Anfrage keinen Kommentar abgeben. Er erklärte, dass in einer demokratischen Gesellschaft und akademischen Gemeinschaft Proteste und kritisches Denken erlaubt und „wichtige Ausdrucksmöglichkeiten“ für die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger seien. Sie dienten als nützliche Wegweiser für Entscheidungsträger beim Ergreifen von Maßnahmen gegen Korruption, für Verantwortlichkeit und die Förderung funktionierender Institutionen. So „edel das Ziel auch ist, rechtfertigt es keine Handlungen, mit denen die Sicherheit, Menschenrechte und Freiheiten anderer gefährdet werden“, gab er aber zu bedenken.
Die Studierenden bestritten die angebliche Einigung zwischen ihnen und der Fakultätsleitung. Sie beklagten, dass eine Studentengruppe die Arbeit des Plenums behindere und die letzten zwei Sitzungen verunmöglicht habe. Das Plenum, bei dem alle Studierenden der Fakultät gemeinsam über ihr Vorgehen entscheiden, habe seine Haltung nicht geändert. Es werde die Blockade aufrechterhalten, bis Wahlen ausgeschrieben würden. Auf Instagram erklärte das Plenum am 3. Juni, eine Pause der physischen Blockade einzulegen, da die erste Prüfungsfrist Ende Mai abgelaufen sei. Die weitere Entwicklung der Situation hänge von Verhandlungen mit der Fakultät ab. Die Protestierenden hofften, dass „endlich ein ehrlicher Dialog“ begonnen werden könne und eine Lösung zum Vorteil aller erreicht werde. (NÖK)

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