Bosnien-Herzegowina: Marienverehrung in Međugorje offiziell vom Vatikan anerkannt
Papst Franziskus hat ein Dokument des Dikasteriums für die Glaubenslehre genehmigt, das die Marienverehrung im herzegowinischen Wallfahrtsort Međugorje positiv beurteilt. Damit hat der Vatikan die dortige Marienverehrung offiziell genehmigt. Das Dokument beurteilt nicht die Echtheit der dortigen Marienerscheinungen und äußert sich teils auch kritisch, bewertet aber die Botschaften insgesamt positiv.
Die Note mit dem Titel „Die Königin des Friedens“ wurde von Kardinal Víctor Manuel Fernández, dem Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, sowie dessen Sekretär, Armando Matteo unterzeichnet, der Papst genehmigte sie am 28. August. „Positive Früchte“ von Međugorje zeigten sich „vor allem in der Förderung einer gesunden Praxis des Glaubenslebens“, heißt es darin. Es gebe zahlreiche Bekehrungen, eine „häufige Rückkehr zu den Sakramenten“, zahlreiche Berufungen zum Priester- und Ordensleben sowie zur Ehe, eine „Vertiefung des Glaubenslebens“, ein „intensiveres Gebetsleben“ sowie zahlreiche Versöhnungen zwischen Eheleuten und Erneuerung des Ehe- und Familienlebens. Dies geschehe vor allem bei den „Pilgerfahrten zu den Orten der ursprünglichen Ereignisse“, nicht während der Begegnungen mit den „Sehern“, wird betont.
Bei der Präsentation des Dokuments am 19. September betonte Kardinal Fernández, die angeblichen Botschaften Marias hätten nur begrenzten Wert. Es müsse immer von „mutmaßlichen Botschaften“ gesprochen werden. Sie seien zudem nicht als Offenbarungen einzustufen, sondern lediglich als „erbauliche Texte“. Auch im Dokument wird auf problematische Teile der Botschaften und Widersprüche hingewiesen. Zudem stünden einige Botschaften in Zusammenhang mit Interessen der „Seher“ oder anderer Personen. Es wird auch klargestellt, dass kein Urteil über das „sittliche Leben der angeblichen Seher“ gefällt werde.
Seit Anfang der 1980er Jahre pilgern unzählige Menschen nach Međugorje, weil dort 1981 die Jungfrau Maria einigen Jugendlichen erschienen sein soll. Einige der „Seher“ empfangen angeblich noch immer regelmäßig Botschaften. Die Erscheinungen wurden vom Vatikan mehrmals untersucht, sie wurden jedoch nie anerkannt. Die Nota soll nun diese Untersuchungen abschließen und auch die jahrzehntelangen innerkirchlichen Debatten beenden.
An einer Medienkonferenz teilte Bischof Petar Palić von Mostar-Duvno, in dessen Diözese Međugorje liegt, mit, dass Međugorje zumindest vorerst eine Pfarrei bleibe und es keine Pläne für einen Status als Heiligtum gebe. Im Dokument war er angewiesen worden, mit einem „Nihil obstat“ die Genehmigung für die Marienverehrung in Međugorje zu erteilen, was er umgehend tat. Er wies darauf hin, dass Papst Franziskus persönlich schon früher Schritte zur seelsorgerischen Begleitung der Pilger unternommen habe. Die Bemühungen des Papsts hat auch der Apostolische Visitator für Međugorje, Erzbischof Aldo Cavalli, unlängst – noch vor der Veröffentlichung des Dokuments – hervorgehoben. Schon mit der Entsendung eines für die Pilgerseelsorge zuständigen Erzbischofs habe der Papst sein Wohlwollen gegenüber dem Pilgerort gezeigt. Bereits 2017 hatte Franziskus Cavallis Vorgänger, Erzbischof Henryk Hoser, nach Međugorje geschickt, 2019 erlaubte der Papst offizielle Pilgerfahrten. (NÖK, mit Material von Kathpress)
Zum internationalen Jugendfest in Međugorje wird hochrangiger Besuch aus dem Vatikan erwartet. Stefan Kube erklärt, wie sich die Haltung des Vatikans zum umstrittenen Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina gewandelt hat.
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