Skip to main content

Polen: Disziplinarstrafen für zwei polnische Bischöfe

08. April 2021

Wegen Versäumnissen beim Umgang mit Missbrauchsfällen hat der Vatikan Disziplinarstrafen gegen zwei polnische Bischöfe verhängt. Dem emeritierten Danziger Erzbischof Sławoj Leszek Głódź und dem 2020 suspendierten und später zurückgetretenen Bischof von Kalisz, Edward Janiak, werden die Teilnahme an religiösen Feiern und weltlichen Zusammenkünften in ihren ehemaligen Diözesen untersagt. Zudem müssen sie außerhalb ihrer Diözesen wohnen und einen angemessenen Betrag aus persönlichen Mitteln an die St. Joseph Stiftung zahlen, die Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt fördert und Missbrauchsopfern hilft.

Die kurzen Botschaften vom 29. März machen keine Angaben zu den konkreten Verfehlungen der beiden Bischöfe und nennen auch nicht die Beiträge, die sie der Kirchenstiftung zahlen müssen. Insofern werden sie von der katholischen Zeitung Tygodnyk Powszechny als weiterer Versuch aufgefasst, keine konkreten Aussagen zu machen. Ähnlich urteilt Zbigniew Nosowski, Chefredakteur der katholischen Zeitschrift Więź: Er findet die „Verwaltungsbeschlüsse“ im Grunde lächerlich, weil von keinerlei Schuld die Rede sei, und weil die Bischöfe die Insignien des Amtes behalten und in jeder anderen Diözese zu Feiern eingeladen werden dürfen. Dennoch hält er den 29. März 2021 für einen Wendepunkt: als Zeichen für die Umsetzung des Prinzips der Rechenschaftspflicht einflussreicher kirchlicher Hierarchen und dafür, dass sich der mühselige Einsatz von Menschen wie Pater Prof. Dr. Adam Świeżyński, der das Verhalten des Danziger Erzbischofs seit 2013 öffentlich kritisiert hatte, oder Dr. Piotr Górski, Rektor des Theologischen Seminars in Kalisz, der sich bei der Warschauer Nuntiatur über Erzbischof Janiak beschwert hatte, lohne.

Głódź war von 2008 bis zu seinem 75. Geburtstag im August 2020 Erzbischof in Danzig. Eine Gruppe von Gläubigen warf ihm u.a. Vertuschung von sexuellen Missbrauchsfällen – u.a. durch Priester Franciszeck Cybula und den populären Danziger Solidarność-Pfarrer Henryk Jankowski – sowie Mobbing von Priestern vor. Der Dokumentarfilm „Sag es bloß niemandem“ der Regisseure Tomasz und Marek Sekielski und eine Fernsehreportage von TVN24 machten die Vorwürfe 2019 publik. Der Fall Janiak wurde ebenfalls von einem Film der Sekielski-Brüder ins Rollen gebracht: In dem Mitte Mai 2020 auf der Videoplattform YouTube veröffentlichten Film „Das Versteckspiel“ wurde Janiak beschuldigt, nichts gegen einen Priester unternommen zu haben, der Kinder sexuell missbraucht habe. Der Fall wurde von Erzbischof Wojciech Polak, dem Delegierten der Polnischen Bischofskonferenz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen, bei der Glaubenskongregation im Juni zur Anzeige gebracht.

Regula Zwahlen

Die öffentliche Haltung zur katholischen Kirche in Polen ändert sich
Zois spotlight halemba öffentliche haltung zur katholischen kirche in polen

Lange Zeit galt die katholische Kirche in Polen als wichtiges Element der nationalen Identität, Kritik wurde nur zurückhaltend und an individuellen Vertretern der Kirche geäußert. Diese Haltung scheint sich nun deutlich zu wandeln, wie Agnieszka Halemba erklärt.


Paulina Guzik zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Polens
Guzik foto img 1200 2Die Polnische Bischofskonferenz hat Mitte März erstmals Zahlen zu sexuellem Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Für Paulina Guzik ist das ein erster Schritt, doch fehlt es oftmals nach wie vor an einem grundlegenden Problembewusstsein.

Elżbieta Adamiak zur Debatte um den Film „Klerus“ in Polen
Interview adamiak film klerusDer Film "Klerus" hat in Polen Millionen Menschen in die Kinos gelockt und hitzige Debatten ausgelöst. Elżbieta Adamiak skizziert die laufende Diskussion zum Thema (sexueller) Missbrauch sowie die Maßnahmen dagegen in der katholischen Kirche in Polen.