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Türkei: Patriarch Bartholomaios warnt vor "anthropologischer Verwirrung"

05. Juni 2025

Die aktuelle Bedeutung des Konzils von Nicäa, dessen 1700-Jahr-Jubiläum die christlichen Kirchen dieses Jahr begehen, hat einmal mehr der orthodoxe Patriarch Bartholomaios betont. In einer Enzyklika zum Konzilsjubiläum unterstreicht der Patriarch von Konstantinopel, dass die Kirche auf dem Konzil im Jahr 325 synodal das Wesentliche des christlichen Glaubens formuliert habe. Der Verweis auf den „Geist von Nicäa“ sei insofern eine Einladung, „sich dem Wesentlichen unseres Glaubens zuzuwenden, dessen Kern die Erlösung des Menschen in Christus ist“ – dies auch als Antwort der Kirche auf gegenwärtige „anthropologische Verwirrungen“.

Mit dem Konzilsjubiläum verbunden sieht der Ökumenische Patriarch die Mahnung an alle Kirchen, verstärkte Bemühungen für die Kircheneinheit anzugehen. Ein wesentlicher Schritt wäre es für Bartholomaios, wieder an einem gemeinsamen Datum in allen Kirchen Ostern zu feiern.

In Nicäa (Nizäa, heute Iznik in der Türkei) wurde 325 das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Als Kaiser Konstantin das Konzil einberief, wollte er damit unter anderem den Streit zwischen Bischof Alexander von Alexandrien und dem Presbyter Arius schlichten. Der theologische Streit der beiden um das Verhältnis von Vater und Sohn wurde mit Vehemenz geführt. In Nicäa wurde festgelegt, dass der Sohn mit dem Vater gleichen Wesens sei, ausgedrückt durch das berühmte griechische Wort „homoousios“. Nur so sahen die Konzilsväter die Erlösung des Menschen gesichert.

Patriarch Bartholomaios formuliert dies in seiner Enzyklika so: „Angesichts der arianischen Irrlehre formulierte die Kirche in Nicäa synodal das Wesentliche ihres Glaubens, den sie fortwährend lebt. Der ‚Wesensgleiche mit dem Vater‘, der ewige Sohn und Logos Gottes, ‚wahrer Gott vom wahren Gott‘, rettet durch seine Inkarnation den Menschen aus der Sklaverei des Widersachers und eröffnet ihm den Weg der Vergöttlichung in Gnade.“

Der Patriarch beschreibt die Gegenwart als „Zeit anthropologischer Verwirrung und intensiver Bemühungen, den ‚transhumanen Meta-Menschen‘ als Lösung und selbstvergöttlichende Perspektive der menschlichen Evolution durch eine Schnittstelle von Wissenschaft und Technologie hochzuhalten“. Bartholomaios kritisiert diese Vision des zeitgenössischen „Gott-Menschen“. Dem halte der christliche Glaube das Prinzip der „göttlichen Menschlichkeit“ entgegen.

Der 1700. Jahrestag der Einberufung des Konzils rückt die Frage der gemeinsamen Feier von Ostern erneut in den Vordergrund. Das Ökumenische Patriarchat bete dafür, „dass die Christen überall auf der Welt gemäß den Vorschriften des Konzils von Nicäa dazu zurückkehren, Ostern an einem gemeinsamen Tag zu feiern, wie es dieses Jahr glücklicherweise der Fall war“, so Patriarch Bartholomaios. Ein derartiger Beschluss würde „als Zeichen und Symbol für einen echten Fortschritt im Bemühen um ökumenisches Miteinander und Einhelligkeit durch den theologischen Dialog und den ‚Dialog des Lebens‘ dienen und ein greifbares Zeugnis für den tätigen Respekt vor den Errungenschaften der unteilbaren Kirche sein.“

Die Verwirklichung dieses Ziels im Kontext des diesjährigen Jubiläums sei eine gemeinsame Vision von ihm und Papst Franziskus gewesen, schreibt Bartholomaios: Der Tod des Papstes „am Tag nach dem von allen Christen gemeinsam gefeierten Osterfest unterstreicht unsere gemeinsame Verantwortung, diesen Weg unbeirrt weiterzugehen“.

Die Enzyklika des Ökumenischen Patriarchen wurde am 1. Juni u.a. in der Georgskathedrale im Phanar, dem Amtssitz des Patriarchen in Istanbul, verlesen. Der Sonntag vor Pfingsten ist in der Orthodoxie der Gedenktag des ersten Konzils von Nicäa. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)