Türkei: Ökumenisches Patriarchat will aus Ruine ein Luxushotel machen
Die Hl. Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel hat einstimmig Pläne zur Restaurierung des historischen griechisch-orthodoxen Waisenhauses auf der Prinzeninsel Büyükada (griechisch: Prinkipos) gebilligt, auch um dort ökotouristische Aktivitäten zu entwickeln. Trotz jahrzehntelanger Versuche war es bisher nicht gelungen, die Finanzierung für die Restaurierung des baufälligen Gebäudes auf der Insel im Marmarameer vor Istanbul sicherzustellen.
Das Gebäude gilt als das größte Holzgebäude Europas und das zweitgrößte der Welt. Es könne nun durch die Umwandlung in ein Luxushotel vor dem Verfall bewahrt werden, hieß es. Die Entscheidung zur Restaurierung wurde bekanntgegeben, nachdem die Synode Entwicklungsmöglichkeiten für das Gebäude geprüft hatte.
Schätzungen zufolge würde die Restaurierung des architektonisch einzigartigen Bauwerks mindestens 60 Millionen Euro kosten. Nach Angaben der Zeitung Ekathimerini werden langfristige Pachtverträge mit Investoren aus der Türkei, Griechenland und multinationalen Hotelketten in Erwägung gezogen, um das Waisenhausgebäude in ein Luxushotel zu verwandeln.
Das Patriarchat erklärte, die ökotouristischen Aktivitäten würden „vollständig mit der Umwelt und dem architektonischen Charakter der Prinzeninseln harmonieren“. Ein vom Patriarchat ernannter Sonderausschuss wird die nächsten Schritte zur Umsetzung der Entwicklungspläne überwachen.
Das Waisenhaus hat für die Orthodoxe Kirche eine große symbolische Bedeutung. An der Geschichte des Hauses auf Büyükada spiegelt sich die wechselvolle und schwierige Geschichte der Kirche in der Türkei wider: Das Waisenhaus war 1898 als Hotel Prinkipo Palas eröffnet worden. Sultan Abdul Hamid II. weigerte sich jedoch, für den Betrieb des Luxushotels, zu dem auch ein Casino gehörte, die Betriebsbewilligung zu erteilen. So wurde das Gebäude 1902 von der Frau eines prominenten griechischen Bankiers gekauft und dem Ökumenischen Patriarchat geschenkt. Das Hotel wurde in ein von einer „frommen Stiftung“ getragenes Waisenhaus umgewandelt.
Von 1903 bis 1963 war das Waisenhaus Heimat für insgesamt rund 5800 Kinder der griechischen Minderheit im Osmanischen Reich bzw. später in der Türkei. Nach einem Großbrand musste es geräumt werden. Weil die Behörden dem Patriarchat die Genehmigung zur Instandsetzung verweigerten, konnte die Kirche das Gebäude nach dem Feuer nicht mehr nutzen. 1996 beschlagnahmte der Staat die Liegenschaft mit der Begründung, dass sie nicht mehr für den ursprünglichen Zweck genutzt werde.
Daraufhin trat das Ökumenische Patriarchat den juridischen Weg durch die Instanzen an, um die Rückgabe zu erreichen und ging bis zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) in Straßburg. Dieser gab 2007 einer Klage des Patriarchats gegen die Enteignung zunächst grundsätzlich Recht und verurteilte die Türkei im Juni 2010 zur Rückgabe des Gebäudes.
Verzögerungen bei der Übergabe und eine langwierige Sicherstellung der für die Renovierung nötigen 20 Millionen Euro führten dazu, dass mit ersten Maßnahmen zur Restaurierung erst 2023 begonnen werden konnte; bisher aber nicht im nötigen Ausmaß. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)