Rumänien: Mosaike der Nationalkathedrale in Bukarest geweiht
Mit großen Feierlichkeiten sind am 26. Oktober die Mosaike beim Eingang, Altar und in der nördlichen und südlichen Apsis sowie die Außenwände der Kathedrale der Erlösung des Volkes in Bukarest geweiht worden. Das Ereignis fällt in ein Jubiläumsjahr, in dem die Rumänische Orthodoxe Kirche (RumOK) der Verleihung der Autokephalie vor 140 Jahren und der Erhebung zum Patriarchat vor 100 Jahren gedenkt. Unter den Konzelebranten waren Mitglieder des Hl. Synods der RumOK, zahlreiche Priester und Diakone. Geleitet wurde die Weihe vom rumänischen Patriarchen Daniel und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios von Konstantinopel. Anwesend waren auch der rumänische Präsident Nicuşor Dan und die moldauische Präsidentin Maia Sandu sowie frühere rumänische Präsidenten, Diplomaten, Vertreter von verschiedenen Religionsgemeinschaften sowie von kulturellen und gesellschaftlichen Organisationen.
In seiner Ansprache betonte Patriarch Bartholomaios die „überdauernde Liebe und gegenseitige Wertschätzung“ zwischen den beiden Kirchen und erinnerte daran, dass er sieben Jahre zuvor schon an der Weihe der Kirche teilgenommen habe. Patriarch Daniel dankte in seiner Ansprache allen an der Erstellung der Mosaike Beteiligten. Zudem dankte er Patriarch Bartholomaios für seine Anwesenheit, die ein „mächtiges Zeugnis für die Einheit der Orthodoxie und die beständige Unterstützung durch das Ökumenische Patriarchat für die administrative Freiheit und Würde der Lokalkirchen“ sei. Den staatlichen Behörden dankte er für die administrative und finanzielle Unterstützung beim Bau der Nationalkathedrale. Weiter dankte er allen „Wohltätern und Sponsoren“ sowie anonymen Spendern. Zudem bedankte er sich bei allen Hierarchen, Geistlichen, Mönchen, Nonnen und Gläubigen der RumOK für ihre spirituelle und materielle Unterstützung bei diesem Unterfangen.
Die Weihe stieß auf großes öffentliches Interesse, so verzeichneten die Online-Medien der Kirche und ihre Posts laut eigenen Angaben in den sozialen Medien Millionen von Aufrufen. Bei Facebook erhöhten sich die Klickzahlen beispielsweise um 150 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Viele Besucher posteten auch selbst Bilder und Kommentare in den sozialen Medien. Darin sieht die RumOK einen Beleg, dass die rumänische Gesellschaft spirituell geschlossen sei, und dass die neue Kathedrale der Erlösung des Volkes die Rumäninnen und Rumänen vereinen könne.
In der Woche nach der Weihe besuchten zahlreiche Gläubige die Nationalkathedrale, insbesondere um den Altar zu ehren, was ihnen aufgrund einer Besonderheit in der Tradition der RumOK direkt nach der Weihe erlaubt ist. Zu jeder anderen Zeit ist der Altarraum den Geistlichen vorbehalten und darf von den Gläubigen nicht betreten werden. Am Altar können zudem Reliquien des Apostels Andreas und des Hl. Demetrius des Neuen verehrt werden. Aufgrund des großen Andrangs blieb der Altarraum bis am 5. November um Mitternacht zugänglich, der letzte Pilger verließ ihn um 2:30 Uhr. Insgesamt besuchten über 315‘000 Gläubige den Altar und die Reliquien, danach wurden die Reliquien des Hl. Demetrius in die historische Patriarchenkathedrale zurückgebracht. Über eine interaktive Karte konnten sich Interessierte über die Schlange und aktuelle Wartezeiten, die zeitweise neun Stunden betrugen, informieren.
Am 27. Oktober empfing der rumänische Präsident Patriarch Bartholomaios und Patriarch Daniel. Bartholomaios verlieh er dabei den Orden des Sterns von Rumänien, ein „Zeichen der Wertschätzung für seinen unermüdlichen Dienst für die Einheit der Kirche, interkonfessionellen Dialog und Umweltschutz“. Das rumänische Patriarchat zeichnete er mit dem Kultur-Verdienst-Orden aus, als „Zeichen der Wertschätzung für seinen wichtigen Beitrag zum spirituellen, Bildungs- und moralischen Leben des rumänischen Volks sowie für seinen herausragenden Dienst bei der Stärkung der kulturellen Identität und nationalen Einheit“. Die Verleihung des höchsten Rangs für eine Institution durch den Staat bezeichnete Patriarch Daniel als „wichtiges Zeichen der Anerkennung“ für die Aktivitäten seiner Kirche bei der Förderung der „spirituellen, kulturellen und moralischen Werte des orthodoxen Glaubens“. Die Zusammenarbeit von Staat und Kirche in einer Zeit der Krisen sei „essenziell für die Stärkung des sozialen Friedens und die Solidarität zwischen den Menschen“.
Der Berater des Präsidenten für Wirtschafts- und Sozialpolitik, Radu Burnete, verteidigte die finanzielle Beteiligung des Staats am Bau der Nationalkathedrale und wies den Vorwurf der Geldverschwendung zurück. Seit 2010, als mit dem Bau der Kathedrale begonnen wurde, habe Rumänien jährlich 130 bis 150 Mia. Euro in öffentliche Infrastruktur, das seien 3,5 Prozent des BIP investiert. Private Investitionen beliefen sich in den letzten 15 Jahren auf über 600 Mia., das entspreche 2000 Kathedralen. Es stimme also nicht, dass in dieser Zeit nichts erreicht worden sei. Der Bau der Kathedrale sei nicht der Grund für fehlende Spitäler, Kindergärten, Altersheime, Häfen oder Autobahnen. Auch wenn er teuer gewesen sei, betrügen die Ausgaben doch nur einen winzigen Teil der insgesamt investierten öffentlichen Gelder, erklärte Burnete auf Facebook.
Die erste Veranstaltung in der Kathedrale nach ihrer Weihe war die Feier des Tags der Militärgeistlichen am 30. Oktober. Dabei wurde die historische Verbindung zwischen der RumOK und der Armee betont. (NÖK)