Slowakei: Impf-Debatte und bischöflicher Hirtenbrief zum Papstbesuch
Die katholischen Bischöfe der Slowakei haben zum bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus vom 12. bis 15. September einen Hirtenbrief veröffentlicht. Länger als ein Jahr sei die Gesellschaft von der Pandemie gezeichnet gewesen, und man habe gefragt, „wann endlich eine gute Nachricht“ komme, „die uns erfreut, ermuntert und die ganze Gesellschaft verbindet“, so die slowakischen Bischöfe in ihrem Hirtenbrief. Mit der Zusage des Papstes zu seinem Besuch sei nun diese gute Nachricht eingetroffen.
Die Slowakei sei „zu Recht stolz auf ihre altehrwürdigen christlichen Wurzeln“. Diese würden „Ost und West in ihrer römisch- und griechisch-katholischen Einheit“ verbinden. Ohne die katholische Kirche wäre „unsere Geschichte nicht, wie sie ist“: Dies habe Papst Johannes Paul II. bei seinen Besuchen 1990, 1995 und 2003 in Erinnerung gerufen. Zugleich sei die Slowakei „ein Land, in dem auch die Orthodoxe Kirche und die aus der Reformation entstandenen kirchlichen Gemeinschaften ihren Platz“ hätten, und „zur geistlichen Tradition“ gehöre auch die jüdische Religionsgemeinschaft. Möge der Heilige Vater „uns helfen, alle sinnlosen Streitigkeiten nicht nur hinauszuschieben, sondern zu beenden“, so die Bischöfe abschließend.
Heftig diskutiert wird derzeit über die verordnete Impfpflicht für all jene, die beim Papstbesuch live dabei sein wollen. Der slowakische Gesundheitsminister Vladimír Lengvarský hatte am 20. Juli bekannt gegeben, dass für die Teilnahme an Treffen, die mit dem Besuch von Papst Franziskus im September in Verbindung stehen, eine „vollständige Impfung“ vorausgesetzt werde. Man erlaube „die Teilnahme weit über den Rahmen der geltenden Maßnahmen hinaus, Teilnahmebedingung bei den heiligen Messen und anderen Anlässen“ werde jedoch die volle Impfung sein. Damit wolle man „erreichen, dass der Besuch des Heiligen Vaters ein geistliches Erlebnis für die größtmögliche Teilnehmerzahl wird“.
Die Zulassung nur für Geimpfte sei der einzige gangbare Weg, um eine radikale Beschränkung der Teilnehmerzahl zu vermeiden, erklärte der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislav Zvolenský von Bratislava. Diese Entscheidung werde „im Geist unserer Forderung wahrgenommen, dass an den Begegnungen mit dem Heiligen Vater möglichst viele Leute teilnehmen können“. Der Kirche sei mitgeteilt worden, dies sei „vom Standpunkt der Sicherheit und der technischen Möglichkeiten her die einzige reelle Weise, die Teilnehmerzahl nicht radikal zu beschränken“. Es sei wichtig, „dass die Entscheidung gefallen ist und auch die Organisatoren schon wissen, woran sie sind“, so der Erzbischof.
Die Behörden kommen mit ihrem Beschluss der Kirche entgegen, denn nach den derzeit gültigen Pandemie-Bestimmungen dürfen an einer Veranstaltung maximal 1000 Personen teilnehmen. Der Sprecher der Bischofskonferenz, Martin Kramara, stellte sich ebenfalls hinter den Beschluss der Behörde. Die Bischöfe wollten möglichst vielen Menschen die Teilnahme an Programmpunkten mit dem Papst ermöglichen. Dabei seien verschiedene Varianten erwogen worden, und man akzeptiere die nunmehr staatlicherseits festgelegte Variante.
Ein Vorgänger Kramaras als Sprecher der Bischofskonferenz, Marián Gavenda, machte sich demgegenüber zum Sprachrohr vieler Gläubiger, die ihren Unmut über die Verordnung der Regierung äußern. Der „gesunde Menschenverstand“ frage sich angesichts von „Millionen Urlaubern, die auf den Meeresstränden den ganzen Tag über Kopf an Kopf beieinander liegen“, ob nicht eine Testpflicht genügen würde. Er verstehe zwar den „Wunsch der Gegenseite, den Papstbesuch zur Erhöhung der Impfquote zu nutzen“, doch müsse man „darauf achten, dass die Maßnahme nicht den Anflug einer Nötigung“ annehme, gegen die „unsere Leute kraft ihres bewussten und unbewussten historischen Gedächtnisses besonders empfindlich sind“. Gavenda befürchtet, dass die Impfpflicht zu einer „weiteren Polarisierung der Gesellschaft“ führen und entgegen der dahinter stehenden Absicht die „Aversion gegen die Impfung sogar verstärken“ könnte. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)
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