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Ukraine: Mehrheit feiert am 25. Dezember Weihnachten

28. Dezember 2023

Dieses Jahr haben die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) und die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) erstmals offiziell am 25. Dezember Weihnachten gefeiert. Beide Kirchen waren am 1. September 2023 zum Neujulianischen Kalender übergegangen. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) ist offiziell beim Julianischen Kalender geblieben und feiert am 7. Januar Weihnachten, der 2024 zum ersten Mal kein staatlicher, arbeitsfreier Feiertag mehr ist.

Laut der jüngsten Umfrage des Razumkov-Zentrums zur religiösen Situation in der Ukraine, die vom 9. bis 15. November 2023 mittels direkter Interviews durchgeführt wurde, feiert zwar eine Mehrheit der Ukrainer Weihnachten am 25. Dezember, aber sie ist nicht groß. Sie beträgt 35 Prozent der Befragten, die sich als Christ:innen bezeichnen. Entsprechend dem „alten“ Julianischen Kalender feiern 27,9 Prozent. 26,9 Prozent machen das Datum der Feier von den Umständen abhängig. Die restlichen Christen verteilen sich auf 2,9 Prozent, die keine christlichen Feiertage feiern, und 7,2 Prozent, die die Frage „schwer zu beantworten“ fanden.

Regional unterscheiden sich die Zahlen, so folgen im Westen 65,9 Prozent dem Neujulianischen Kalender, während es im Zentrum, Süden und Osten nur zwischen 20 und 24 Prozent sind. Umgekehrt feiern dort zwischen 33 und 37 Prozent entsprechend dem alten Kalender und 30 Prozent je nach Umständen. Unterschiede zeigen sich auch beim Alter, so begehen jüngere Menschen den Feiertag eher entsprechend dem neuen Kalender. 80 Prozent der Anhänger der UGKK folgen dem Neujulianischen Kalender, während 75 Prozent der Gläubigen der UOK nach dem Julianischen Kalender feiern. Ambivalenter sind die Zahlen bei der OKU: 39,3 Prozent ihrer Gläubigen folgen dem neuen Kalender, 27,5 Prozent bleiben beim alten Kalender, während 26,9 Prozent je nach dem am einen oder anderen Datum feiern. Von den Befragten, die sich als „einfach Christ“ bezeichneten, feiern 39,7 Prozent je nach dem, wie die Umstände sind. Die Umfrage berücksichtigte die von Russland besetzten Gebiete der Ukraine nicht.

Damit haben sich die Zahlen im Vergleich zu 2022 verschoben, als laut einer Umfrage der soziologischen Gruppe Rating vom 20. bis 21. November 2022 nur 11 Prozent Weihnachten am 25. Dezember feierten. 25 Prozent begingen den Feiertag an beiden Daten, während 55 Prozent am 7. Januar feierten. Im Jahr zuvor hatten nur 4 Prozent angegeben, Weihnachten am 25. Dezember zu feiern, 71 Prozent am 7. Januar und 18 Prozent an beiden Daten. Von 2021 auf 2022 war denn auch die Zustimmung zur Idee, den Kalender zu wechseln, von 26 auf 44 Prozent gestiegen. Gegen den Wechsel waren 31 Prozent, während es 2021 noch 58 Prozent waren.

Laut der Studie des Razumkov-Zentrums von 2023 nahm die Zahl derer, die sich als Mitglieder der OKU bezeichneten, auf 42 Prozent aller Befragten weiter zu (2022 waren es 36 Prozent, 2021 24 Prozent). 55 Prozent der Befragten finden zudem, dass die UOK verboten werden sollte. Von den Anhängern der UGKK finden das 92,8 Prozent, bei der OKU sind es 66,5 Prozent. In der UOK selbst möchten die meisten – 38,4 Prozent –, dass ihre Kirche ohne Änderungen weitermacht. 24,1 Prozent wünschen sich eine Vereinigung mit der OKU, 5,4 Prozent die Autokephalie, 18,8 Prozent wollen, dass die UOK unverändert weiterbesteht, aber in ihrem Namen die Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat ausdrückt, und 11,3 Prozent hatten Mühe die Frage zu beantworten. Bei denjenigen, die sich als „einfach Christ“, „einfach orthodox“ oder nicht religiös bezeichneten, wählten auch die meisten – von 36 bis 47 Prozent – die Option des Verbots, als nächstes folgte keine Antwort.

Die Studienteilnehmer wurden auch gefragt, wie sie dazu stehen, dass der Nutzungsvertrag der UOK für das Kyjiwer Höhlenkloster aufgelöst wurde. 55,5 Prozent unterstützen die Entscheidung völlig, 15,7 Prozent eher. Nur 3,8 Prozent sind völlig dagegen, 7,3 Prozent eher, während es 10,5 Prozent der Befragten egal ist.

Zum 25. Dezember gratulierten viele christliche Kirchen der Ukraine den Gläubigen mit einem gemeinsamen Statement. Sie versuchten, angesichts der schwierigen Lage Mut und Hoffnung zu machen, im „Glauben und in der Einheit“ liege die Kraft. Unter den Unterzeichnern waren neben mehreren protestantischen, der armenischen und der römisch-katholischen Kirche auch Vertreter der UGKK und der OKU. (NÖK)

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