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Ukraine: Papstgesandter traf Kiews Großerzbischof

10. März 2022

Der von Papst Franziskus in die Ukraine entsandte Kurienkardinal Konrad Krajewski ist zum Auftakt seines Besuchs in der westukrainischen Großstadt Lviv mit ranghohen Kirchenvertretern zusammengekommen. Nach Angaben der mit Rom verbundenen Ukraininschen Griechisch-Katholischen Kirche vom 8. März empfingen ihr Oberhaupt Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk von Kiew und der römisch-katholische Erzbischof Mieczysław Mokrzycki von Lviv den Beauftragten des Papstes. Mit Krajewskis Besuch solle die persönliche Nähe von Franziskus zu dem unter dem Krieg leidenden ukrainischen Volk bezeugt werden, hieß es.

Während ihrer Begegnung telefonierten Krajewski und die beiden ukrainischen Erzbischöfe nach Kirchenangaben auch mit Franziskus. Der Kardinal schilderte demnach dem Papst seine ersten Eindrücke des Besuchs. Er selbst, so Krajewski gegenüber Vatican News, wolle nach Lviv auch in andere ukrainische Diözesen kommen. Das hänge allerdings von den Umständen ab. Dem Bischof von Charkiv, der zweitgrößten Stadt der Ukraine im Nordosten, habe er bereits telefonisch den päpstlichen Segen überbracht.

Krajewski (58) ist seit 2013 Almosenmeister des Papstes. Er leitet eine Kurienabteilung, die Hilfsleistungen in aller Welt koordiniert. In der Ukraine will der Kardinal den Angaben zufolge soziale Einrichtungen besuchen und sich mit Geflüchteten und Opfern des russischen Krieges gegen die Ukraine treffen. Zudem sei geplant, dass er an einem gemeinsamen Gebet mit Vertretern des Allukrainischen Rates der Kirchen und Religionsgemeinschaften teilnimmt. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Krajewski sagte dem polnischen Dienst von Vatican News, sein Besuch in der Ukraine sei auch ein Zeichen dafür, dass Franziskus an die Menschen dort denke, ihnen beistehe und über diplomatische Kanäle „ganz konkrete Hilfe“ schicke. Im Namen des Papstes wolle er Schevtschuk und Mokrzycki danken, „dass sie mit den Menschen zusammen sind und, wie wir wissen, nicht gehen werden“. Solange die Menschen in der Ukraine blieben, würden beide Bischöfe sie unter allen Umständen begleiten.

Franziskus hatte die Entsendung Krajewskis und des Interimsleiters der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny, am 6. März persönlich angekündigt. Die Anwesenheit der beiden Kirchenmänner stehe für die Präsenz des Papstes und solle zeigen: „Der Krieg ist ein Wahnsinn! Hört auf mit dieser Grausamkeit!“, so Franziskus.

Von Rom aus kommend besuchten die beiden päpstlichen Gesandten zunächst Polen und Ungarn. In beiden Nachbarstaaten der Ukraine kommen viele Flüchtende an. Während Krajewski dabei unter anderem ins ostpolnische Lublin reiste, wohin viele Ukrainer vor dem Krieg geflohen sind, besuchte Kardinal Czerny am 8. März in der ungarischen Hauptstadt Budapest freiwillige Helfer der Caritas und Malteser. Diese kümmern sich am Bahnhof Keleti täglich um etwa 2500 Menschen auf der Flucht. Die Menschen erhalten Lebensmittel, Medikamente oder Kleidung, die Helfer unterstützen sie zudem bei der Suche nach einer vorübergehenden Unterkunft.

Czerny dankte den Freiwilligen am Bahnhof für ihre Arbeit, überbrachte den Flüchtenden den Segen des Papstes und hörte sich laut Meldung des Portals Magyar Kurir zahlreiche Berichte der Menschen von ihrer teils tagelangen Flucht an. Lange sprach der Kardinal demnach etwa mit einer elfköpfigen Familie – vier erwachsene Frauen und sieben Kinder – die auf dem Bahnsteig müde auf die Abfahrt des Zuges wartete, der sie zu Verwandten nach Italien bringen sollte. Auch drei Medizinstudenten aus Nigeria erzählten Czerny von ihrer Flucht aus dem ukrainischen Ternopil.

Der päpstliche Gesandte sprach zudem mit den Mitarbeitern in einem von der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Budapester Petrus-Canisius-Kirche betriebenen Aufnahmezentrum. In Keleti ankommende Flüchtende, die nicht wissen wohin, können dort für einige Tage unterkommen, bevor sie in andere Quartiere gebracht werden oder weiterreisen.

Nach Vatican News-Angaben vom 9. März traf Kardinal Czerny auch Ungarns stellvertretenden Ministerpräsidenten Zsolt Semjén. Der Politiker bekräftigte demnach im Gespräch die Bereitschaft seines Landes, alle Flüchtlinge aus der Ukraine willkommen zu heißen. Czerny habe darum gebeten, diese Willkommenskultur beizubehalten und auf andere Notleidende auszudehnen, so das vatikanische Nachrichtenportal.