Russland: Geistlicher wegen Gottesdienst für Navalnyj verhaftet
Der Erzbischof der Apostolischen Orthodoxen Kirche, Grigorij Michnov-Vajtenko, ist verhaftet worden, weil er einen Gedenkgottesdienst für den in der Haft umgekommenen Oppositionspolitiker Alexej Navalnyj feiern wollte. Den Gottesdienst hatte er am 16. Februar auf Facebook angekündigt, er sollte beim Solowezki-Stein in St. Petersburg stattfinden. Tags drauf wurde er morgens beim Verlassen seines Hauses in St. Petersburg verhaftet. Ihm wurde das Organisieren einer unbewilligten Versammlung vorgeworfen, er sollte bis zum ersten Gerichtstermin einige Tage später in Haft bleiben.
Abends erlitt Erzbischof Grigorij auf dem Polizeiposten einen Schlaganfall und musste hospitalisiert werden. Am 18. Februar konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden, benötigt aber weitere medizinische Behandlungen. Am 20. Februar wurde er zuhause von der Polizei aufgesucht und befragt. Der Erzbischof ist das Oberhaupt der Apostolischen Orthodoxen Kirche, die 2000 von dissidentischen Priestern wie Gleb Jakunin gegründet wurde und sich für eine „Wiedergeburt“ der Orthodoxie einsetzt, 2004 wurde sie in Russland offiziell registriert. Michnov-Vajtenko war in den 2000er Jahren Priester der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) geworden. 2014 verließ er die ROK wegen ihrer Unterstützung für die Annexion der Krim und den Krieg in der Ostukraine und schloss sich der Apostolischen Orthodoxen Kirche an. Seit dem Beginn der russischen Großinvasion in die Ukraine setzen sich Erzbischof Grigorij und seine Kirche für ukrainische Flüchtlinge ein, die in Russland festsitzen. Diesen wurden mit Fahrkarten, um Russland zu verlassen, Kleidung und Medikamenten unterstützt.
Den Gedenkgottesdienst zu Ehren Navalnyjs in St. Petersburg führte ein anderer Geistlicher der Apostolischen Orthodoxen Kirche durch. In zahlreichen russischen Städten fanden Gedenkveranstaltungen für den in Haft umgekommenen Oppositionellen statt, Hunderte Menschen wurden dabei verhaftet. (NÖK)
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