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Russland: Moskauer Patriarchat betont Verbundenheit mit Afrika

24. August 2023

Am Russland-Afrika-Gipfel 2023 hat der russische Patriarch Kirill die Gemeinsamkeiten zwischen Russland und den afrikanischen Staaten herausgestrichen und auf die langjährigen guten Beziehungen verwiesen. In seiner Rede am Eröffnungstag standen gemeinsame Werte, ein historisch unbelastetes Verhältnis und das Engagement der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) auf dem afrikanischen Kontinent im Vordergrund. Der Gipfel des Wirtschaftlichen und humanitären Forums Russland-Afrika in St. Petersburg fand am 27. und 28. Juli zum zweiten Mal nach 2019 statt.

In seiner Rede erklärte Patriarch Kirill die Präsenz der ROK in Afrika mit der geistlichen Sorge für die dortigen orthodoxen Gläubigen, sowohl Russen als auch Einheimische. Nötig geworden sei ihre Tätigkeit in Form des 2021 gegründeten Afrikanischen Exarchats wegen des Schismas in der Weltorthodoxie. 2019 hatte Patriarch Theodoros von Alexandria und Afrika, dessen Jurisdiktionsgebiet den ganzen afrikanischen Kontinent umfasst, die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) anerkannt. Daraufhin hatte die ROK die eucharistische Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Alexandria abgebrochen, weil sie die OKU als schismatisch betrachtet. Dabei sei die Präsenz der ROK in Afrika aber keine Neuheit, sondern reiche bis ins 19. Jahrhundert zurück, erklärte Patriarch Kirill in seiner Rede. In Abessinien seien 1889 und 1896 russische Kirchen gebaut worden, 1914 sei eine ständige Kirchgemeinde der ROK in Ägypten gegründet worden. Im Verlauf des 20. Jahrhundert seien in verschiedenen anderen afrikanischen Ländern russische Gemeinden dazugekommen.

Seit der Errichtung des Afrikanischen Exarchats seien über 200 Gemeinden in 25 afrikanischen Ländern eröffnet worden. Neben der Entwicklung des kirchlichen Lebens sind laut Kirill auch „viele humanitäre und Bildungsprojekte“ umgesetzt worden, darunter vor allem die Übersetzung von Büchern in lokale Sprachen. Diese Tätigkeit stoße auf reges Interesse. Viele spreche an, dass die ROK eine Kirche sei, die die „apostolische Kontinuität in der Lehre, den Sakramenten und spirituellen Erfahrung bewahrt“. Sie verrate ihre moralischen Normen nicht zugunsten „modischer ideologischer Trends“, betonte Kirill weiter. Mit der Entwicklung ihrer seelsorgerischen Tätigkeit will die ROK ihren „Beitrag zur Stärkung der Beziehungen zwischen Russland und Afrika sowie zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen“ leisten.

Patriarch Kirill betonte zudem die guten Beziehungen zwischen Russland und den Ländern Afrikas. Russland habe den afrikanischen Kontinent nämlich nie als „Raum zum Profitmachen oder als Objekt zur Kolonialisierung“ betrachtet, nie in einem herablassenden Ton und aus einer Position der Überlegenheit und Macht mit den afrikanischen Völkern gesprochen. In schwierigen historischen Momenten habe sich Russland immer um Solidarität bemüht, so habe es die Unabhängigkeitskämpfe in Afrika unterstützt. Die guten Beziehungen beruhen laut Kirill auf gemeinsamen moralischen Werten wie „Treue zur Tradition, Verständnis der Familie als Bund von Mann und Frau, Liebe zur eigenen Geschichte, Streben nach dem Guten und der Gerechtigkeit“. „Moralischer Relativismus, Konsumkult, Freiheit, missverstanden als uneingeschränkte Macht, Zerstörung der traditionellen Familie“ und weitere Übel seien die Folgen der vom Westen aufgezwungenen Werte, die zu einem „tiefen kulturellen und spirituellen Niedergang“ führten. Diese Gefahr „versteht man nicht nur in Russland, sondern auch in den Ländern Afrikas“, lobte Patriarch Kirill.

Im Rahmen des Gipfels fanden verschiedene Veranstaltungen statt, an denen sich die ROK beteiligte. Das Afrikanische Exarchat präsentierte seine Arbeit an einem Stand und organisierte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die religiöse Komponente in der Entwicklung afrikanischer Staaten in einer sich dynamisch verändernden Welt“. Zudem fand am 1. August in Moskau im Zentrum der Kaiserlichen Orthodoxen Palästina-Gesellschaft ein Treffen zum Thema der humanitären Hilfe für Afrika statt. Dabei berichtete der Exarch der ROK für Afrika, Metropolit Leonid (Gorbatschov) von Klin, von seinen Erfahrungen in der Leistung humanitärer Hilfe durch die Gemeinden der ROK.

Am Russland-Afrika-Gipfel nahmen der russische Präsident Vladimir Putin und 17 Oberhäupter von afrikanischen Staaten teil, insgesamt waren 49 Delegationen anwesend. Putin versprach, den bedürftigsten Ländern Weizen zu liefern, teils in Form humanitärer Hilfe. Am Gipfel wurde zudem Jevgenij Prigozhin, der Leiter der paramilitärischen Gruppe Wagner, gesichtet. Er traf sich offenbar mit einem Vertreter der Zentralafrikanischen Republik, wo Wagner seit längerem aktiv ist. Es war die erste Sichtung Prigozhins in Russland nach seinem missglückten Aufstandsversuch im Juni. Am 23. August stürzte ein Privatjet Prigozhins auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg ab, alle Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen um. An Bord befand sich angeblich auch Prigozhin selbst. (NÖK)