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Russland: Syrien und Ukraine Hauptthemen von Parolins Russland-Besuch

31. August 2017
Internationale Themen wie die Situation in Syrien, der Ukraine und Venezuela haben im Mittelpunkt des Besuchs von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Russland gestanden. Der nach Papst Franziskus zweithöchste Vertreter des Vatikans traf bei seinem viertätigen Russlandaufenthalt (21.-24. August 2017) mit zahlreichen ranghohen Kirchen- und politischen Vertretern zusammen. Ein Russlandbesuch von Papst Franziskus wurde jedoch nicht thematisiert.

Patriarch Kirill würdigte beim Empfang von Kardinal Parolin die Entwicklung der zwischenkirchlichen Beziehung zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) und der römisch-katholischen Kirche. Sein Treffen mit Papst Franziskus in Havanna im Februar 2016 sei dabei ein wichtiger Anstoß gewesen und habe ein „neues Stadium der Beziehungen“ eingeläutet. Ein weiteres wichtiges Ereignis sei die Leihgabe der Reliquien des Heiligen Nikolaus an Russland diesen Sommer gewesen. Zudem appellierte der Patriarch an ein gemeinsames Engagement der beiden Kirchen im Syrien-Konflikt. Eine humanitäre Zusammenarbeit der ROK und der katholischen Kirche im Nahen Osten wäre ein „sehr wichtiger Faktor“, meinte Kirill. Schließlich hätten der Patriarch und Franziskus in Bezug auf den Nahen Osten in Havanna eine ähnliche Position vertreten. Hinsichtlich der Ukraine betonte der Patriarch, die Kirche müsse sich für die Versöhnung einsetzen. Sie dürfe „keine andere Rolle als eine friedensstiftende“ spielen. Kardinal Parolin zeigte sich mit Kirills Äußerungen mehrheitlich einverstanden und strich ebenfalls die Bedeutung des Havanna-Treffens heraus.

Auch beim Treffen mit Metropolit Ilarion (Alfejev), dem Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats ging es um die Themen Syrien und die Ukraine. Ilarion bedankte sich bei Kardinal Parolin für die Unterstützung des Vatikans bei der Kritik gegen zwei umstrittene, momentan auf Eis gelegte Gesetzesentwürfe im ukrainischen Parlament, die die Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Religionsgemeinschaften gefährden würden. Zudem kritisierte der Metropolit Fälle von „politisierten Aussagen und aggressiven Handlungen“ durch Vertreter der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, die Rom untersteht. Beide Seiten waren sich einig, dass sich die Politik nicht in das Leben der Kirchen einmischen dürfe, während die Kirchen ihre friedensstiftende Rolle wahrnehmen sollten.

Im Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow sprach Parolin insbesondere die schwierige Situation in Venezuela an. Russland könne „zu Verhandlungen beitragen“, sagte Parolin. Zudem rief er die russischen Behörden dazu auf, auf der Krim keine gegen das Völkerrecht verstoßenden Entscheidungen zu treffen.

Zum Abschluss besuchte der vatikanische Chefdiplomat den russischen Präsidenten Vladimir Putin in Sotschi. Laut dem Vatikan fand das Gespräch in einer „positiven, herzlichen“ Atmosphäre von Respekt und gegenseitigem Zuhören statt. Putin würdigte den „vertrauensvollen und konstruktiven Dialog“ zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl und begrüßte die Entwicklung des Dialogs zwischen der ROK und der katholischen Kirche. Parolin äußerte seinerseits die Hoffnung, die Interaktionen der Kirchen würden künftig ausgeweitet und vertieft. Zudem erinnerte er an die Rolle, die Russland aufgrund seiner geografischen Lage, Geschichte und Kultur in der internationalen Gemeinschaft spiele, und seine daraus resultierende Verantwortung für den Weltfrieden.

Am ersten Tag seiner Reise hatte sich der Kardinalssekretär mit den katholischen Bischöfen Russlands getroffen. Diese erhoffen sich vom Besuch Verbesserungen ihrer Situation in Russland. Tatsächlich hat Parolin das Thema gegenüber Lawrow angesprochen. Er erklärte, offene Fragen wie die Rückgabe von Kirchengebäuden an die katholische Kirche und die Erteilung von Aufenthaltsbewilligungen für ausländisches kirchliches Personal würden bearbeitet.

Kardinal Parolin ist der ranghöchste Besucher aus dem Vatikan in Russland seit 1999. Damals weihte der frühere Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano die katholische Kathedrale in Moskau neu. Parolin zog eine „im Wesentlichen positive“ Bilanz seiner Reise. Konkrete Ergebnisse hinsichtlich des Ukraine-Konflikts gebe es aber nicht, dafür sei es noch zu früh. (NÖK; mit Material von Kathpress)