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Georgien: Orthodoxe Kirche wirft Theaterstück Blasphemie vor

22. Mai 2025

In Georgien hat ein Theaterstück empörte Reaktionen unter Politikern, regierungsnahen Medien und der Georgischen Orthodoxen Kirche (GOK) ausgelöst. Das Stück „Liberté“ läuft zwar schon seit sechs Monaten in Tbilissi, die Kampagne dagegen begann aber erst am 5. Mai, als regierungsnahe Accounts in den sozialen Medien kurze Ausschnitte des Stücks ohne Kontext zu teilen begannen. In einem gut einminütigen Audiomitschnitt sind vulgäre Ausdrücke, die Beschreibung sexueller Handlungen und Bezüge auf Gott zu hören. In einem ähnlich kurzen Video ist die nackte Rückseite eines Schauspielers zu sehen. Das Theater verwies darauf, dass das Stück erst ab 18 Jahren zu sehen sei und Ton- und Filmaufnahmen der Vorstellung sowie ihre Verbreitung verboten seien.

Im regierungsnahen Fernsehen wurde dem Stück vorgeworfen, es habe einen Teil der Öffentlichkeit mit „vulgärer Sprache, Beleidigung religiöser Gefühle und LGBT-Propaganda“ erzürnt. Der Regisseur des Stücks wurde beschuldigt, dass er „einen Glauben, den die Mehrheit unserer Gesellschaft wertschätzt, beleidigt“ habe. Seine Arbeit wurde als „Zügellosigkeit, getarnt als Liberalismus“, und „Angriff auf Werte“ beschrieben. Den Angriffen auf das Stück schlossen sich auch Vertreter der Regierungspartei Georgischer Traum an, die unter anderem erklärten, dass Stück komme von denjenigen, „die sich ständig gegen die Georgische Kirche und Familienwerte stellen“. Am nächsten Tag protestierten rechtextreme Gruppierungen vor dem Theater.

Am 6. Mai kritisierte auch die GOK mit einem Statement das Theaterstück. Sie drückte angesichts der „blasphemischen Vorstellung“ „tiefe Trauer und Sorge“ aus. Wahre Kunst diene dem Guten und dem Teilen des Guten mit den Menschen. Wenn aber Kreativität eine „Waffe wird, um andere zu demütigen und zu beleidigen, Zwist, Hass und Dreck zu sähen, und so Ärger und Konfrontationen in der Gesellschaft zu verursachen“, dann sei sie ein „bewusstes Böses“ und habe nichts mit wahrer Kunst zu tun. Die Kirche rief alle auf, die „spirituellen Wurzeln, die ein untrennbarer Teil der menschlichen Seele sind“, zu respektieren und die Verantwortung ihnen gegenüber zu begreifen. Die Gesellschaft sei verpflichtet, dafür zu sorgen, dass solche Handlungen nicht unter dem Deckmantel von Freiheit und Kunst stattfänden und nicht ein „Instrument zur Lästerung Gottes und Verspottung von Glauben, Moral und historischer Erinnerung werden“. Die Schöpfer des Stücks rief die GOK zur Buße auf und wies darauf hin, dass sie andernfalls exkommuniziert würden. (NÖK)