Skip to main content

Slowenien: Fall Rupnik: Slowenische Bischöfe verurteilen "verwerfliche Taten"

11. Januar 2023

Im Skandal um den international bekannten Künstler und Jesuitenpater Marko Rupnik haben sich am 22. Dezember die slowenische Bischöfe mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. „Nachdem die Oberen der Jesuiten die Echtheit der Fakten bestätigt haben, verurteilen wir alle emotionalen, sexuellen und spirituellen Gewalttaten Rupniks sowie seinen schweren Missbrauch des Sakraments der Versöhnung“, heißt es in der Erklärung, die der Nachrichtenagentur Kathpress vorliegt. Präsentiert wurde die Erklärung vom Vorsitzenden der Slowenischen Bischofskonferenz, Bischof Andrej Saje, bei einer Pressekonferenz in Ljubljana gemeinsam mit dem dortigen Erzbischof Stanislav Zore.

Mehrere Ordensfrauen aus Slowenien hatten dem international bekannten Ordensmann Anfang Dezember geistlichen und sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Die Vorfälle sollen sich in den 1990er Jahren ereignet haben. „Mit großer Traurigkeit und Sorge haben wir die Enthüllungen über verschiedene Missbrauchsfälle durch Pater Rupnik verfolgt, die sich über einen langen Zeitraum hinweg ereignet haben und von denen die derzeitigen slowenischen Bischöfe durch Medienberichte erfahren haben“, heißt es in der Erklärung, die die Bischofskonferenz nach einer außerordentlichen Sitzung verabschiedet hatte.

Man bedauere, dass „diese verwerflichen Taten so viele Jahre lang verborgen geblieben sind und den Opfern und ihren Angehörigen Leid zugefügt haben“, so die Bischöfe. Bedauern äußerten sie auch über „das Versäumnis der Verantwortlichen, ihrer Pflicht nachzukommen, und die Vertuschung der Tatsachen sexueller und seelischer Gewalt und des Missbrauchs von Macht und Autorität, nicht nur im Fall von Herrn Rupnik, sondern in allen anderen Fällen, die sich in Slowenien oder anderswo ereignet haben“.

Jeder Missbrauch von geistlicher Macht und Autorität, um anderen Untergebenen Gewalt anzutun, sei inakzeptabel und eine verwerfliche Handlung, so die Bischöfe. Man bedauere, dass die Opfer jahrzehntelang nicht gehört wurden, und unterstütze sie in ihrem Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit. „Opfer sind niemals schuldig! Wir stehen auf der Seite der Opfer“, beteuerten die Bischöfe. „Wir bringen unser Mitgefühl und unsere Nähe zu ihnen zum Ausdruck und verpflichten uns, ihnen zu helfen.“

Zukünftig wolle man sich „für mehr Transparenz und Nulltoleranz gegenüber körperlicher, sexueller, psychologischer und geistiger Gewalt“ einsetzen. Auch wenn einige Handlungen aus kirchenrechtlicher Sicht verjährt seien, „sind sie immer verwerflich und zu verurteilen“. Man wolle künftig, „mit größerer Wachsamkeit beobachten, was in unseren Kirchengemeinden geschieht“, damit es in Zukunft nicht zu einem Missbrauch der Autorität durch diejenigen komme, die in der Kirche ein kirchliches Amt haben.

Ausdrücklich ermutigen die Bischöfe die Opfer Rupniks, sich an die slowenischen Jesuiten zu wenden, um der Wahrheit und eines gerechten Urteils willen. Gleichzeitig ersuchen die Bischöfe um Geduld, um benötigte Strukturen zu festigen und alle notwendigen Verfahren durchführen zu können.

Die Nachricht von den Misshandlungen durch Rupnik habe nicht nur die slowenische Gesellschaft, sondern auch die Weltöffentlichkeit schockiert, betonten die Bischöfe. „Wir haben Pater Rupnik als herausragenden Künstler und einfühlsamen geistlichen Führer kennengelernt, der das Leben vieler Menschen und Gemeinschaften berührt hat und viele Werke der Kunst und der geistlichen Literatur geschaffen hat.“

Angesichts der aktuellen „tragischen“ Erkenntnisse bitten die Bischöfe darum, zwischen seinen verwerflichen und tadelnswerten Taten und dem Rest seines bemerkenswerten geistigen und künstlerischen Werks in der Mosaikkunst und anderen Bereichen zu unterscheiden. Man begreife das Bekanntwerden der Taten auch als „Gelegenheit zur Reinigung und Erneuerung der Kirche“. Die Bischöfe wollten nun alle dazu einladen, „sich mit uns auf die Suche nach der Wahrheit zu machen und eine gemeinsame Vision für die Zukunft zu entwickeln“.

Im Skandal um den international bekannten Künstler und Jesuitenpater Marko Rupnik hatte der Jesuitenorden am 21. Dezember weitere Einzelheiten über den Umgang kirchlicher Stellen mit dem Fall veröffentlicht. Demnach ging bereits im Oktober 2018 eine Anzeige wegen der sakramentalen „Lossprechung eines Mittäters“ bei der Jesuitenzentrale in Rom ein. Dies ist laut dem Kirchenrecht eine sehr schwere Straftat.

Im Januar 2020 entschied ein Kirchengericht, dass dieser Straftatbestand vorliege und Rupnik deswegen exkommuniziert sei. Im Mai 2020 stellte die Römische Glaubenskongregation die Exkommunikation auch formal fest und hob sie – nachdem Rupnik die Tat bereut hatte – noch im selben Monat wieder auf. Wann und wo sich die ursprüngliche „Übertretung des Sechsten Gebots“ ereignete und wann Rupnik seiner „Mittäterin“ die Absolution für die gemeinsam begangene Sünde zusprach, teilte der Orden nicht mit.

13 Monate nach der Aufhebung der Exkommunikation, im Juni 2021, trafen bei der Römischen Glaubenskongregation weitere Anschuldigungen gegen Rupnik von mehreren Ordensfrauen aus Slowenien ein. Dabei ging es offenbar um sexuelle Übergriffe in den 1990er Jahren. Der Jesuitengeneral verbot daraufhin Rupnik das Beichtehören sowie die geistliche Begleitung von Exerzitien.

Im Januar 2022 kam eine Voruntersuchung zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen Bestand haben, die Glaubenskongregation übernahm den Fall. In demselben Monat empfing Papst Franziskus Rupnik in Audienz.

Im Oktober 2022 stellte die Glaubensbehörde fest, dass die Anschuldigungen aus Slowenien, wo Rupnik bis 1993 überwiegend lebte, verjährt seien. Ein Strafprozess wurde daher nicht in Gang gesetzt. Die gegen Rupnik verhängten Einschränkungen blieben jedoch als „Verwaltungsanordnungen“ bestehen.

Rupnik hat in mehreren Ländern Kapellen und Kirchen mit Mosaiken ausgestaltet. Eines seiner bekanntesten Werke ist die Kapelle „Redemptoris Mater“ im Papstpalast im Vatikan. Derzeit arbeitet Rupniks Werkstatt an der Ausgestaltung der Fassaden der Kathedrale von Aparecida in Brasilien. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpres.at)