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Albanien: Ehemaliger Bootsflüchtling wird Erzbischof von Tirana

02. Dezember 2021

Papst Franziskus hat den früheren Bootsflüchtling Arjan Dodaj (44) zum neuen Erzbischof von Tirana-Durres ernannt. Der bisherige Weihbischof in der albanischen Hauptstadt-Erzdiözese folgt auf Erzbischof George Anthony Frendo (75), dessen altersbedingter Amtsverzicht am 30. November angenommen wurde. Der neu ernannte Erzbischof Dodaj war als Jugendlicher Anfang der 1990er Jahre im Boot über das Mittelmeer aus Albanien geflohen. In Italien arbeitete er als Schweißer und Gärtner, bevor er Studien in Theologie und Philosophie begann. 2017 ging er als Priester zurück in sein Heimatland. Schon 2020 ernannte ihn der Papst zum Weihbischof in Tirana.

Die christlichen Kirchen hätten den Auftrag, allen Notleidenden ein „Barmherziger Samariter“ zu sein, Migranten als „Hoffnungsträger“ zu sehen und auf eine Politik zu pochen, die deren Wohl fördere, sagte Dodaj Anfang September während eines Wien-Besuchs im Interview der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress. Menschen, die ihre Heimat verlassen müssten, bräuchten Aufnahme, Teilhabe an der Gesellschaft und Möglichkeiten einer freien Lebensgestaltung, rief der albanische Bischof zur umfassenden Hilfe für Flüchtlinge und Migranten auf.

Das kommunistische Regime hatte Albanien 1967 zum „ersten atheistischen Staat“ erklärt. Noch bis 1990 wurde jede Ausübung von Religion mit Gefängnis, Zwangsarbeit oder mit dem Tod bestraft. Inzwischen sind die Strukturen der Religionsgemeinschaften größtenteils wieder aufgebaut.

Im Kathpress-Gespräch berichtete Dodaj, er habe bei seiner Flucht als 16-Jähriger große Hoffnungen auf das westliche Europa gesetzt, „auf Werte wie Freiheit, Wahrheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die in der Wurzel christlich sind, wie ich später erkannte“. In der kommunistischen Diktatur Albaniens seien zuvor die Träger der Hoffnung und Verteidiger der Menschenrechte eliminiert worden, allen voran der Klerus.

Er selbst sei in Italien erstmals mit dem christlichen Glauben in Kontakt gekommen, ließ sich taufen und entwickelte den Wunsch, Priester zu werden, so der heutige Bischof. Seine Geschichte sei kein Einzelfall, betonte Dodaj. „Viele glaubenslos aufgewachsene Albaner haben in den Ländern, in die sie ausgewandert sind, Christus kennengelernt und sind nun begierig auf die Sakramente.“ Ausdruck dafür sei die hohe Anzahl von Erwachsenentaufen, von denen es dieses Jahr zu Ostern allein in Tiranas Kathedrale 60 gab. Die Kirche in seinem Land wachse rapide, „der Glaube ist sehr lebendig“.

Nicht nur für die katholische Kirche in Albanien seien zurückgekehrte Migranten ein „Geschenk“, sondern die gesamte Gesellschaft könne von Rückkehrern profitieren. „Wenn Migranten im Ausland Fähigkeiten erworben haben, mit denen sie dann später daheim bessere Lebensbedingungen schaffen, werden sie zu Hoffnungsträgern“, sagte Dodaj. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)