Ungarn: Papst Franziskus triff Metropolit Ilarion in Budapest
Während seiner Ungarnreise hat Papst Franziskus am 29. April überraschend auch den russisch-orthodoxen Metropoliten von Budapest, Ilarion (Alfejev), getroffen. Das Treffen in der Nuntiatur in Budapest, das kein offizieller Programmpunkt der Papstreise gewesen war, war laut Angaben des Vatikans „freundlich“ und dauerte etwa 20 Minuten. Metropolit Ilarion habe Papst Franziskus vom Leben der Eparchie Budapest-Ungarn der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) erzählt, von ihren sozialen und Bildungsaktivitäten sowie von ihrer Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche und anderen christlichen Konfessionen in Ungarn, berichtete das Außenamt der ROK.
Metropolit Ilarion war von 2009 bis 2022 Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats und in dieser Funktion öfters im Vatikan zu Gast. Anfang Juni 2022 war er vom Hl. Synod der ROK abgesetzt worden. Zugleich wurde er von seinen Pflichten als ständiges Mitglied des Hl. Synods und als Rektor der kirchlichen Postgraduiertenschule des Hl. Kirill und Method entbunden. Bereits wenige Tage später fand die Amtsübergabe an seinen Nachfolger Metropolit Antonij (Sevrjuk) statt. Der Grund für Ilarions Abberufung wird darin vermutet, dass er sich der öffentlichen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch den russischen Patriarchen Kirill nicht anschloss. Allerdings verurteilte er den Krieg auch nicht öffentlich, sondern vermied das Thema weitgehend.
Auf dem Rückflug von Budapest erklärte Papst Franziskus, dass er Metropolit Ilarion sehr schätze, denn er sei intelligent und man könne mit ihm reden. Es sei „nötig, diese Beziehungen beizubehalten, denn wenn wir von Ökumene sprechen, müssen wir allen die Hand reichen.“ Die Frage, ob er in Ilarion wie auch im ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán „Kanäle der Öffnung zu Moskau“ zugunsten eines Friedensprozesses für die Ukraine sehe, bejahte er indirekt. Frieden werde immer „dadurch geschafft, dass man Kanäle öffnet; mit Verschlossenheit kann man niemals Frieden herstellen“, erklärte er. Zudem machte der Papst deutlich, dass er weiterhin ein Treffen mit Patriarch Kirill anstrebe. In Bezug auf Frieden in der Ukraine verwies Franziskus außerdem auf eine „Mission“, die im Gang sei, aber noch nicht öffentlich.
Nach seiner Rückkehr traf Franziskus außerdem Ilarions Nachfolger, Metropolit Antonij. Für den 3. Mai hatte er ihn persönlich als Ehrengast zur Generalaudienz eingeladen, danach führten sie ein kurzes Gespräch und tauschten Geschenke aus. Dabei sei es um eine Reihe aktueller Fragen zu den zwischenkirchlichen Beziehungen gegangen. Antonij war am 1. Mai für eine kurze Arbeitsvisite in Italien nach Rom gereist. Am 2. Mai hatte er den Leiter der Vatikanbehörde für die Ostkirchen, Erzbischof Claudio Gugerotti getroffen. Dabei hätten sie über eine breite Palette Fragen von gemeinsamem Interesse gesprochen. Nach dem Treffen mit dem Papst besuchte Antonij das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen, wo er dessen Sekretär, Erzbischof Brian Farrell, traf. In einem langen Gespräch in herzlicher Atmosphäre hätten die beiden ein breites Feld an Themen besprochen, die die aktuelle Zusammenarbeit der ROK und der römisch-katholischen Kirche beträfen.
Kurz vor seiner Abreise nach Ungarn empfing Papst Franziskus am 27. April den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal. Dieser bat den Papst um Hilfe bei der Zurückholung ukrainischer Gefangener und ukrainischer Kinder, die nach Russland deportiert wurden. Zudem lud er ihn zu einem Besuch in der Ukraine ein. Schmyhal traf auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den vatikanischen Außenminister Paul Gallagher. Die Gespräche wurden vom Vatikan als „herzlich“ bezeichnet. Der ukrainische Botschafter beim Hl. Stuhl lobte am 1. Mai die Beziehungen zum Vatikan. Sie seien „jetzt auf einem viel höheren Niveau mit konstanter Interaktion und vertrauensvollem Austausch“, twitterte er. Seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine gab es wiederholt Spannungen im Verhältnis zwischen dem Vatikan und der Ukraine. Immer wieder wird Papst Franziskus vorgeworfen, er verwische den Unterschied zwischen Aggressor und Opfer. Zwar verurteilt der Papst den Krieg und benennt die Ukraine klar als Opfer, dennoch sprach er auch wiederholt von russischen Opfern und wies beiden Staaten die gleiche Verantwortung für einen Friedensprozess zu. Mit dieser Haltung provoziert Franziskus in der Ukraine und darüber hinaus immer wieder Kritik. (mit Material von Kathpress) (NÖK)
Überraschend hat der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche den langjährigen Leiter des Kirchlichen Außenamts, Metropolit Ilarion, von seinem einflussreichen Posten abberufen. Andrey Shishkov zu den Hintergründen und zum Nachfloger Ilarions im Außenamt.
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