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Tschechien: Böhmischer Primas Kardinal Duka kritisiert Maskenverweigerer

11. März 2021

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hat in einem längeren Interview zu mehreren Aspekten der Covid-19-Pandemie Stellung genommen und dabei auch Maskenverweigerer kritisiert. Am Nichttragen von Schutzmasken sei „nichts Christliches“, ähnlich wie an einer „Rebellion gegen Anordnungen der Regierung“, sagte der Prager Erzbischof dem Internetportal christnet.eu in deutlicher Anspielung auf die demonstrative Maskenverweigerung von Altpräsident Václav Klaus. „Wenn wir uns wenigstens ein Mindestmaß an Vertrauen in die Gesellschaft bewahren, sollten wir akzeptieren, dass die Verordnungen der Regierung auf Empfehlungen von Fachleuten basieren“, so der böhmische Primas.

Als hochrangiger Kirchenvertreter die Menschen zur Impfung aufrufen will Duka nicht. Für manche könne dies ein Signal sein, er selbst sei aber „kein großer Befürworter solcher Gesten“, sagte der Kardinal. Vielmehr sollten die Behörden einen Impfplan vorlegen, „und wir sollten warten, bis wir an der Reihe sind“. Den Vorrang sollten die Bedürftigsten haben.

Für den Prager Erzbischof belegen die Folgen der Pandemie auch die große Bedeutung der Familie für die Gesellschaft. Die „Generation der zügellosen 60er und 70er-Jahre, die sich an ein nicht familiengebundenes Leben gewöhnt“ habe, stelle jetzt „auf einmal fest, dass sie allein bleibt“, so Duka wörtlich. Nicht zuletzt im Zuge des Homeschooling werde die Aufgabe der Familie „nach Jahrzehnten linker Propaganda“ wieder deutlich herausgestellt. Wenn Kinder beim „Notunterricht“ zu Hause „ihre Eltern wirklich verstehen“, lernten sie „mehr als in Jahren auf der Schulbank“, meinte der Kardinal.

Auf die Frage, ob die Pandemie auch Strukturreformen in der Kirche vorantreiben könne, antwortete Duka in dem Interview mit einem Verweis auf seine Kontroversen mit dem Priester und Soziologen Tomáš Halík. Diese „medial dankbare Achse“ belege hinlänglich, dass es der Kirche nicht an Debatten fehle, so der Kardinal. Mehr als auf die Suche nach strukturellen Veränderungen sollte man sich jedoch „auf die Stärkung dessen konzentrieren, was wir schon haben und was bewährt ist, also die Tradition“. Aus der Coronakrise und den mit ihr verbundenen Auswirkungen werde „nicht die Suche nach Neuerungen retten, sondern im Gegenteil die Suche nach einer Antwort auf die Frage, was wir falsch gemacht haben, was wir irrigerweise dem vorgezogen haben, was einen Sinn hat“.

Für Kirche und Gläubige bringe vor allem die Einschränkung des religiösen Lebens in der Pandemie Probleme, so Duka weiter. Der Glaube und die damit verbundene Praxis sei eine Frage der Gemeinschaft. „Der virtuelle Raum kann uns für eine Weile helfen, er kann auch als Einladung dienen, aber alles muss auf die Teilnahme an einer gemeinsamen Liturgie mit der Eucharistie gerichtet sein. Das ist das Zentrum unseres religiösen Lebens.“ Die Kirche sei kein Vergnügungspark oder wie ein Einkaufszentrum, in das man am Sonntag einkaufen gehe; sie reagiere vielmehr auf eine Offenbarung und die geistlichen Dienste müssten auf jeden Fall erhalten bleiben.

Die Liturgie habe im Lauf der Jahrhunderte viele Formen angenommen und jeder Priester müsse „auch gegenwärtig die Form finden, die ihm und seinen Pfarrmitgliedern am meisten entspricht“, sagte der Prager Kardinal. Er schätze die von einfallsreichen jüngeren Priestern ausgearbeiteten kirchlichen Online-Angebote. Diese müssten auch nach der Coronakrise weitergeführt werden, so Duka, aber: „Das ist ein wertvoller, aber kein völliger Ersatz. Kein Internet- oder Fernsehkanal wird Ihre Gemeinschafts-Erfahrung ersetzen.“ (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)