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Slowakei: 40'000 Menschen bei Pro-Life-Marsch

26. September 2024

40‘000 Menschen haben am diesjährigen nationalen Pro-Life-Marsch in der Slowakei teilgenommen. Die Politik war bei der Veranstaltung am 22. September in der ostslowakischen Metropole Košice mit Spitzenvertretern der Oppositionsparteien unterschiedlicher Couleur vertreten, hingegen fehlten solche der drei Regierungsparteien.

Der diesjährige Pro-Life-Marsch war nach dem ersten in Košice 2013 sowie zwei weiteren in Bratislava 2017 und 2019 der vierte sowie der erste nach der Corona-Pandemie. Die Teilnahme lag deutlich unter jener der vorangegangenen „Märsche für das Leben“, jedoch ebenso deutlich über den Erwartungen der Veranstalter, als welche verschiedene Lebensschutz-Bewegungen und die Organisation Kanet unter dem Ehrenschutz der katholischen Bischofskonferenz auftraten.

Die Riege der prominenten Politiker wurde von den zwei ehemaligen Premierministern Igor Matovič und Eduard Heger angeführt. Matovič (51), der mit dem früheren Gesundheitsminister Marek Krajči (50) und weiteren Abgeordneten seiner Partei Slovensko (Slowakei, vormals OLaNO – Gewöhnliche Leute und unabhängige Personen) marschierte, rühmte sich der von ihm durchgesetzten familienfreundlichen Maßnahmen, die von seinem zweiten Nachfolger Robert Fico (60) im Rahmen der Budgetkonsolidierung rückgängig derzeit gemacht würden.

Heger (48), der unmittelbare Nachfolger von Matovič und nunmehr Vizepräsident der Sammelpartei der „Demokraten“, marschierte an der Seite des Erzbischofs von Košice und Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz Bernard Bober (73), des griechisch-katholischen Erzbischofs von Košice Cyril Vasil‘ (59) sowie des Apostolischen Nuntius Erzbischof Nicola Girasoli (67). Heger wird von konservativen Katholiken vorgeworfen, er habe sich nicht genügend für die unter seiner Ägide eingebrachten Gesetzesanträge eingesetzt, die vom Nationalrat abgelehnt wurden.

Anna Záborská (76), Gründerin und Präsidentin der Christlichen Union (KU) sowie treibende Kraft für eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes, aber auch für die Unterstützung schwangerer Frauen in Not, sieht den Zweck des Pro-Life-Marsches in der Ermunterung aller Lebensschützer und bedauert im Interview mit dem Internetportal Postoj, „dass die Zusammenarbeit der politischen Parteien in diesem Bereich zu wenig gesucht wird“.

Während die Christliche Union bei der letzten Nationalratswahl am 30. September 2023 im Wahlbündnis von Igor Matovič kandidiert hat, war es der traditionsreichen Christdemokratischen Bewegung gelungen, nach zwei verlorenen Wahlen als selbstständige Partei ins Parlament zurückzukehren. Ihr Vorsitzender Milan Majerský (53) und seine Gemahlin, die Europaparlamentarierin Miriam Lexmann (51), standen daher beim Pro-Life-Marsch im Mittelpunkt des Interesses. Die Unterstützung schwangerer Frauen in Not gehöre zur „DNA der Christdemokraten“, so Majerský, doch sollten die Parteigänger den „apolitischen Charakter der Veranstaltung respektieren“.

Was die Erfüllung der Pro-Life-Forderungen anbelangt, gab sich der Parteichef realistisch: „Wenn wir von der derzeitigen Fristenlösung mit zwölf Wochen auf acht Wochen heruntergehen könnten, wäre das schon ein großer Schritt vorwärts.“ Die der aus Anlass des Pro-Life-Marsches in Košice abgehaltene Parteirat schlägt die Errichtung eines Zuschussfonds für Mütter in Not vor, „damit immer mehr Kinder die Chance erhalten, geboren zu werden“.

Aufmerksam wurde die Teilnahme Milan Uhríks, des Obmanns der rechtslastigen Republika, vermerkt, die bei Neuwahlen die Nachfolge der schwächelnden Slowakischen Nationalpartei in der Regierungskoalition antreten könnte; die Republika verpasste 2023 zwar den Einzug ins Parlament, schaffte aber den Einzug ins Europäische Parlament. Auch einer der beiden Europarlamentarier, der äußerste Rechtsextreme Milan Mazurek, fehlte beim Zweieinhalb-Kilometer-Umzug durch die Innenstadt von Košice nicht. Umgekehrt überraschte der Verzicht der links-nationalistischen größten Regierungspartei Smer (Richtung) auf jegliche Erklärung zum Pro-Life-Marsch. Deren Chef Ministerpräsident Robert Fico hatte bei seiner programmatischen Rede in Devín am 5. Juli nach seiner Rückkehr an die Öffentlichkeit nach dem Attentat von der Notwendigkeit gesprochen, „einen Staudamm gegen den Progressismus“ zu errichten.

Erzbischof Girasoli überbrachte einen Gruß des Papstes. Franziskus gehe „heute mit euch, möge es ein Marsch der Freude und des Enthusiasmus sein. Nehmt die Umarmung des Papstes voll Frieden und Hoffnung an“, so der Nuntius in seiner auf Slowakisch gehaltenen emotionalen Ansprache.

Die anderen christlichen Kirchen, die diesmal nicht auf gesamtslowakischer Ebene eingeladen waren, solidarisierten sich zwar durchwegs mit dem Grundanliegen des Lebens-Marsches, nahmen aber aus unterschiedlichen Gründen nicht mit ihren Spitzenvertretern beziehungsweise nur mit diesen auf regionaler Ebene teil. Der Generalbischof der Evangelischen Kirche, Augsburgischen Bekenntnisses (ECAV) und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen Ivan Elko, erklärte, seine Kirche verfüge über „keine systematische Auslegung und offiziell bestätigte Lehre über den Schwangerschaftsabbruch“ und stelle den Mitgliedern die Teilnahme am Pro-Life-Marsch frei.

Die kleine, aber sehr aktive Brüderkirche (Cirkev bratska), die wegen ihrer geringen Präsenz in der Ostslowakei nicht zum Mitmachen eingeladen wurde, stieß sich an der Teilnahme von „Faschisten“ an einem früheren Marsch sowie an Personen, „die das hervorragende Ziel mit hasserfüllten und militanten Äußerungen gegenüber Bürgern mit liberaleren Überzeugungen und sexuellen Minderheiten diskreditieren“.

Die orthodoxe Kirche, die in der Ostslowakei ihren Schwerpunkt hat, hielt am Tag der Veranstaltung einen eigenen Gottesdienst ab, bei dem „für das unantastbare Leben vor und nach der Geburt gebetet wurde“. So wie bei früheren Anlässen marschierten Orthodoxe in Košice mit. Gegenaktionen wie in Bratislava 2019 fanden diesmal nicht statt. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)