Slowakei: Kirche veröffentlicht Länderbericht zur Weltsynode
Die Slowakische Bischofskonferenz hat die nationale Synthese der diözesanen Berichte über die Versammlungen im Rahmen der von Papst Franziskus angestoßenen Weltsynode veröffentlicht. Sie zeichnet sich durch eine enorme Erwartungshaltung der überwiegend jungen Teilnehmer an den Gesprächen aus, die die Gelegenheit wahrgenommen haben, sich erstmals in diesem Ausmaß unzensuriert zu Wort melden zu dürfen. Und im Unterschied zu den Bischöfen in der Tschechischen Republik, die dem Text ihrer Synthese eine äußerst skeptische Stellungnahme hinzugefügt haben, fehlt eine solche im slowakischen Pendant.
Der Wunsch nach Dialog auf allen Ebenen der Kirche durchzieht das gesamte Dokument, aber ohne apokalyptisches Szenario von Kirchenaustritten und Priesterschwund. Die Herausforderungen der säkularen Gesellschaft werden viel mehr als Ansporn wahrgenommen, selbst aktiv zu werden. Ein großer Akzent wird auf den Gebrauch von digitalen Technologien wie Sozialen Medien, Onlineplattformen und Apps gelegt, die neue Möglichkeiten zur Ansprache insbesondere junger Menschen eröffnen. Sie sollten „vollwertige und nicht nur ergänzende“ Mittel zur Verkündigung des Evangeliums, der Bildung und Formation werden.
Reizthemen wie Frauenordination oder „Ehe für alle“ werden in ihrer vollen Schärfe nicht in den Mund genommen. Es müssten Wege gesucht werden, um den Frauen „bedeutendere Rollen nicht nur in den Funktionen von Laien zu ermöglichen, die traditionell limitiert waren (z.B. auf einige Lenkungsposten oder im Dienst des Diakonats)“, heißt es in dem Länderbericht. Erwähnt wird die Notwendigkeit einer frauengerechten Sprache in kirchlichen Dokumenten. Die LGBTIQ-Anliegen – in der Slowakei eine hochpolitische Angelegenheit – verbergen sich hinter der Formulierung, dass bei der „Implementierung von Dialogplattformen wie regelmäßigen Diözesansynoden oder Pfarrkonsultationen darauf geachtet werden soll, dass alle Stimmen gehört werden, einschließlich jener, die oft übersehen oder marginalisiert werden“.
Priester und mehr noch die Bischöfe werden als geistliche Führer wahrgenommen, die „nicht nur für die Feier der Liturgie und die Sakramentenspendung zuständig sind, sondern auch Vermittler der geistlichen Fürsorge sind“. Von ihnen wird erwartet, „dass sie eine Brücke zwischen der traditionellen kirchlichen Lehre und der dynamischen Realität“ bilden. Auch hätten die Gläubigen gern, dass sie „imstande sind, auf kulturelle und soziale Veränderungen zu reagieren, was nicht nur eine Kenntnis der Herausforderungen der Zeit, sondern auch Flexibilität gegenüber neuen Zugängen in der pastoralen Praxis erfordert“.
Einige Teilnehmer der Beratungen in der Ortskirche machten auch „auf das Risiko einer allzu engen Verbindung der Religion mit dem Nationalismus und dessen politischen Missbrauch aufmerksam“ – ein in diesen Tagen in der Slowakei ebenfalls hochbrisantes Thema. Auch „ermuntern synodale Wortmeldungen die Kirche und ihre Repräsentanten, sich außer zu Fragen des Lebensschutzes aktiv auch auf gesellschaftliche Fragen wie die soziale Gerechtigkeit, den Umweltschutz und die Beseitigung humanitärer Krisen einzulassen“. Ein slowakisches Spezifikum ist schließlich der Wunsch griechisch-katholischer Gruppierungen, es mögen ihre liturgischen und geistlichen Traditionen größere Anerkennung finden.
Der Synodale Prozess ist in der Slowakischen Republik zum Ventil für lang aufgestaute Wünsche geworden. Die Ernennung Róbert Bezáks zum Erzbischof von Trnava 2009 hatte zu großen Hoffnungen Anlass gegeben, doch Bezáks Entlassung nur drei Jahre später warf die Öffnung der Kirche auf Jahre zurück. Die Proteste drehten sich um die in Ungnade gefallene Person, eine offene Diskussion des von Bezák eingeschlagenen Kurses fand nicht statt.
Ein Wendepunkt der Entwicklung war ohne Zweifel der Pastoralbesuch von Papst Franziskus im September 2022. Er brachte die kaum mehr erwartete Rehabilitierung des abgesetzten Erzbischofs, der wie der Papst eine pastorale Praxis der Kirchenlehre vorgezeigt hatte. Der kurz vor der Reise ernannte neue Nuntius Erzbischof Nicola Girasoli erinnert seither wie ein Wiedergänger des Papstes an dessen Vorstellungen von einer zeitgemäßen Seelsorge.
Im synodalen Prozess in der Slowakei offenbarte sich auch eine von außen kaum wahrgenommene Lebendigkeit vor allem der christlichen Jugend. Seit 2009 zieht die sogenannte Godzone-Tour alljährlich Tausende junger Menschen an. Ihren Kern bildet die römisch-katholische Gemeinschaft SP (Silne posolstvo - Starke Botschaft), die ihr Evangelisierungsprojekt in Zusammenarbeit mit katholischen Priestern und Bischöfen vorantreibt. Mitglieder der konfessionell nicht festgelegten „Gemeinschaft beim Martinsdom“ wiederum fanden sich plötzlich in der 2020 angetretenen bürgerlichen Regierung und sitzen seit Oktober 2023 auf den Oppositionsbänken.
Am deutlichsten jedoch wurde der Umschwung im Juni 2023 mit der Ernennung von Katarína Jančišinová zur Sprecherin der Bischofskonferenz. Die mit einem griechisch-katholischen Priester verheiratete Dolmetscherin und Journalistin ist eng mit der katholisch geprägten, aber ökumenisch gesinnten Fokolar-Bewegung verbunden und die erste Frau und Laiin in ihrem Job. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)