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Slowakei: Neue Diskussion über ein Verbot der Sonntagsarbeit

28. Mai 2020

Mit dem Forum christlicher Institutionen hat sich erstmals eine christliche Stimme zur neu entbrannten Diskussion über ein Verbot der Sonntagsarbeit in der Slowakei zu Wort gemeldet. Der neue Ministerpräsident Igor Matovič hatte jüngst angedeutet, er könne sich vorstellen, das im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen angeordnete Verbot der Sonntagsarbeit auch nach dem Ende der Pandemie beizubehalten. In der Slowakei sind die Geschäfte seit drei Jahren an Feiertagen geschlossen, an den Sonntagen jedoch geöffnet.

Das Forum, das rund 60 kirchlich orientierte und gebundene Organisationen umfasst, nahm den von der UNO ausgerufenen Welttag der Familie am 15. Mai zum Anlass, die seit Jahren mit Nachdruck vorgetragene Forderung nach dem arbeitsfreien Sonntag zu erneuern. Die Verordnung der Regierung sei angesichts der Entspannung in der Corona-Krise mittlerweile zurückgenommen worden, doch habe das Thema begonnen „in der Gesellschaft Resonanz zu finden“, so der langjährige Vorsitzende der Allianz für den freien Sonntag Peter Novoveský.

„Eine wirklich reife Gesellschaft“ suche Wege, „der größtmöglichen Anzahl ihrer Mitglieder den freien Sonntag zukommen zu lassen“, sagte Novoveský. Umso erfreulicher sei es, dass Arbeitsminister Milan Krajniak öffentlich seine Unterstützung der Einschränkung der Sonntagsarbeit im Handelsbereich kundgetan habe.

Pavol Kosej, der stellvertretende Vorsitzende des Forums christlicher Institutionen, erklärte, ohne freien Sonntag bestehe „die Woche nur aus sieben Arbeitstagen“. Die Sonntagsarbeit bewirke „keine solchen Vorteile, die die mit ihr verbundenen Risiken aufheben würden“. Im Gegenteil sei es für „viele Geschäftsleute, einschließlich der großen Netze ökonomisch günstiger, wenn alle Geschäfte geschlossen bleiben“, müssten sie doch keine Zuschläge für die Sonntagsarbeit zahlen.

Der arbeitsfreie Sonntag wurde von der Regierung in Bratislava als „Sanitärtag“ angeordnet, an dem die Geschäftsräume desinfiziert werden. Christlich motivierte Mitglieder der aus vier Parteien gebildeten Koalition stimmten der Verordnung abgesehen von deren Sinnhaftigkeit in der Bekämpfung der Pandemie auch deshalb zu, weil sie in ihr eine Chance sehen, ihr seit Langem vertretenes Anliegen der Freistellung des Sonntags zu verwirklichen.

Der liberale Flügel der Regierungskoalition, angeführt von Wirtschaftsminister Richard Sulík, verlangt demgegenüber die völlige Öffnung des Sonntags. Er habe dem Arbeitsverbot am Sonntag nur zugestimmt, weil ihm der Ministerpräsident versichert habe, dass es nur während des Ausnahmezustands gelten würde, und er glaube deshalb, „dass das Wort eines Premiers der Slowakischen Republik auch gilt“, so der Chef der wirtschaftsliberalen Partei Freiheit und Solidarität (SaS). (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)