Polen: Appell der Bischöfe für das Recht auf Religionsunterricht
Zu Beginn des Schuljahres haben sich die polnischen Bischöfe erneut gegen die Reduktion des Religionsunterrichts an den Schulen ausgesprochen und an das Recht der Schüler und Eltern auf Religionsunterricht appelliert. Der Brief zur „15. Woche der Erziehung“ wurde am 7. September in allen Gemeindegottesdiensten verlesen. Darin wird beklagt, dass die polnische Regierung mit den seit 1. September geltenden Maßnahmen zur Reduktion des Religionsunterrichts zum ersten Mal seit 1989 gegen geltendes Recht verstoße: „Solche Maßnahmen sind Ausdruck von Diskriminierung und Intoleranz gegenüber gläubigen Menschen in unserem Heimatland.“ Zudem wiesen die Bischöfe darauf hin, dass auch das Verfassungsgericht die Maßnahmen im Juli für verfassungswidrig erklärt hat. Das Bildungsministerium hatte am 17. Januar 2025 die Reduktion des (freiwilligen) schulischen Ethik- und Religionsunterrichts von zwei Stunden auf eine Randstunde pro Woche verfügt, wogegen sich die Bischofskonferenz seit Monaten wehrt.
Angesichts der zunehmenden psychischen Probleme und steigender Aggressivität unter Jugendlichen verfüge der religiöse Bereich über ein enormes Potenzial für Herzens- und Gewissensbildung und eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung. Für Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen wollten, müsse es gleichwertigen Ethikunterricht geben, so die Bischöfe. Die polnische Schule dürfe kein Ort werden, „an dem der christliche Glaube für etwas Absurdes für schwache und nicht intelligente Menschen gehalten werde,“ wie es Papst Leo XIV. vor kurzem formuliert habe. Die Bischöfe bedankten sich bei allen, die sich für eine christliche Erziehung einsetzen und vor allem bei den tausenden Religionslehrern, die sich nun in einer schwierigen Situation befinden, weil sie ihre Stellen verloren haben.
Gleichzeitig erarbeitet eine von der Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe eine neue Konzeption der Gemeindekatechese, die ab September 2026 den Religionsunterricht in der Schule ergänzen soll. Ein Arbeitspapier soll bis Ende Jahr vorgestellt werden. Die Katechese in der Gemeinde soll keine Wiederholung des Religionsunterrichts in der Schule sein, sondern eine Einführung für alle Altersgruppen in die Glaubenserfahrung und eine Hilfe für das Wachstum jedes Christen im Glauben.
Die „Woche der Erziehung“ ist eine Initiative der Kommission für katholische Erziehung der Polnischen Bischofskonferenz und des Rates der katholischen Schulen und findet seit 2011 jährlich Anfang September statt.
Regula M. Zwahlen