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Polen: Neue orthodoxe „Hagia Sophia“ in Warschau eingeweiht

17. Mai 2023

Die Polnische Autokephale Orthodoxe Kirche hat am 14. Mai ihre neue Kathedrale „Hagia Sophia“ in Warschau eingeweiht. Der Sakralbau im Süden der polnischen Hauptstadt ist architektonisch der Hagia Sophia in Istanbul nachempfunden, die Hauptkuppel ist 21,6 Meter hoch, der Grundriss 36,9x30m. Zur Grundsteinlegung im Dezember 2015 war eigens der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, angereist, im September 2020 erfolgte die feierliche Weihe des Außengebäudes. Nun ist auch die Innenausstattung mit prächtigen Fresken fertiggestellt. An der Feier nahmen Vertreter des Staates, der römisch-katholischen Kirche, des Polnischen Ökumenischen Rates und Diplomaten Griechenlands und Zyperns teil.

Initiators des ersten Neubaus einer orthodoxen Kirche in Polen seit 100 Jahren ist Metropolit Sawa (Hrycuniak), der das Gotteshaus auch als Gedenkstätte konzipiert hat: als Tribut an die Opfer von Deportationen, Lagern, Sibirien, Katyn, Miednoje, Thalerhof, Auschwitz, Dachau, Groß-Rosen, Ravensbrück, Mauthausen, der Operation „Weichsel“, der Zerstörung der orthodoxen Kirchen in der Region Chełm und Podlasie, des Überfalls auf Polen, des Warschauer Aufstands sowie der 1944 ermordeten Kinder des orthodoxen Waisenhauses im Warschauer Stadtteil Wola. In einem Brief würdigte der polnische Präsident Andrzej Duda die Orthodoxie in Polen: „Die östliche Tradition ist ein wichtiger Teil der polnischen Identität. Die orthodoxen Gläubigen haben viele ruhmreiche Kapitel in der Geschichte unseres Heimatlandes geschrieben und zahlreiche Zeugnisse des Patriotismus und der Aufopferung abgelegt. Die heute eingeweihte orthodoxe Kirche ist – neben ihrer religiösen Dimension – zugleich ein Gedenken an die historischen Verdienste, den Mut und das Martyrium aller Bürger der Republik Polen orthodoxen Glaubens.“

Die orthodoxe Kirche kaufte das Grundstück an einer sechsspurigen Hauptstraße nach eigenen Angaben mit einer finanziellen Entschädigung für ein Areal, das ihr das kommunistische Regime in Warschau nach dem Zweiten Weltkrieg weggenommen hatte.

Laut dem jüngsten Bericht des staatlichen Statistikamts über religiöse Bekenntnisse in Polen 2019–2022 ist die Polnische Autokephale Orthodoxe Kirche mit 503996 Mitgliedern die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Polen. In Warschau gab es bisher zwei orthodoxe Kirchen, die 1869 eingeweihte Warschauer St. Magdalena-Kathedrale und die 1905 erbaute Ioannes-Klimakos-Kirche.

Regula Zwahlen