Russland: Metropolit Ilarion nach Skandal suspendiert
Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat an seiner Sitzung vom 25. Juli 2024 entschieden, Metropolit Ilarion (Alfejev) infolge des um ihn entbrannten Skandals von seinem Posten als Vorsteher der Eparchie Budapest-Ungarn zu suspendieren. Zudem ordnete er die Einrichtung eine Kommission zur „Untersuchung der Angelegenheiten“ in der Eparchie an. Die Leitung der Eparchie wurde vorübergehend dem Exarchen der ROK von Westeuropa, Metropolit Nestor (Sirotenko), übertragen. Ilarion verlor zudem den Vorsitz der synodalen biblisch-theologischen Kommission und ein weiteres Amt. Zu dem Skandal war es gekommen, weil die Novaya Gazeta Evropa Anfang Juli einen Artikel veröffentlicht hatte, in dem ein früherer Mitarbeiter von Metropolit Ilarion diesem sexuelle Belästigung und einen unangemessenen luxuriösen Lebenswandel vorgeworfen hatte.
Die Journalistin und Orthodoxie-Expertin Ksenia Luchenko wies darauf hin, dass sich die Untersuchungskommission nicht mit dem Missbrauchsskandal und luxuriösen Lebenswandel von Metropolit Ilarion befassen wird, sondern nach Veruntreuungen und anderen Vergehen suchen wird. Das endgültige Schicksal Ilarions sei allerdings noch offen. Innerkirchlich besonders gravierend sind Ilarions abfällige Äußerungen über Patriarch Kirill und den orthodoxen Fernsehsender Spas sowie die Beziehungen zwischen Kirill und den russischen Oligarchen.
Der Theologe Reinhard Flogaus sieht die Tage von Ilarion als Hierarch gezählt, wie er in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung ausführte. Durch die Enthüllungen aus Ilarions Privatleben habe der Metropolit auch die theologische Legitimierung von Patriarch Kirill für den russischen Angriffskrieg untergraben. Der Patriarch hatte immer wieder das angebliche Aufzwingen der Tolerierung von Homosexualität und die Durchführung von Gay-Pride-Paraden sowie die Verbreitung anderer „dekadenter“ westlicher Werte als Argumente für die Rechtfertigung der russischen Invasion in die Ukraine angeführt. Auch Metropolit Ilarion selbst kritisierte seit Jahren westliche Werte und die Tolerierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Der Skandal um ihn schade nun der Glaubwürdigkeit der Hierarchie der ROK insgesamt massiv. (NÖK)
Überraschend hat der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche den langjährigen Leiter des Kirchlichen Außenamts, Metropolit Ilarion, von seinem einflussreichen Posten abberufen. Andrey Shishkov zu den Hintergründen und zum Nachfloger Ilarions im Außenamt.
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