Russland: Hl. Synod berät über Situation der orthodoxen Kirchen im Baltikum
Am 16. März hat sich der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) zu seiner ersten regulären Sitzung des Jahres getroffen und dabei vor allem außenpolitische Fragen und zwischenkirchliche Beziehungen, insbesondere mit Blick auf das Baltikum diskutiert. Nicht anwesend war Metropolit Onufrij (Berezovskij), das Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die sich im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat unabhängig erklärt hat. Dennoch führt die ROK ihn immer noch als ständiges Mitglied des Hl. Synods auf.
Zunächst berichtete Patriarch Kirill von der Lettischen Orthodoxen Kirche (LOK), die dem Moskauer Patriarchat untersteht, aber nach Unabhängigkeit strebt. Nachdem das lettische Parlament per Gesetz die Autokephalie der orthodoxen Kirche in Lettland angeordnet hatte, sprach sich im Oktober 2022 auch die große Mehrheit eines Landeskonzils der lettischen Kirche für die Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat aus. In einem Schreiben bat das Landeskonzil Patriarch Kirill um eine Entscheidung über den Status der LOK. Der Hl. Synod verwies darauf, dass Fragen der Autokephalie und Unabhängigkeit in die Kompetenz des Landeskonzils der ROK fallen, das von der Bischofsversammlung vorbereitet werden muss. Daher entschied er, die Frage der lettischen Kirche an einer Sitzung der Bischofsversammlung zu erörtern. Zugleich ging der Hl. Synod auf Bitte der LOK ein, ihr weiterhin Myron zur Verfügung zu stellen.
Anschließend berichtete Patriarch Kirill zur Arbeit der Kommission, die sich mit der Änderung des Status der Eparchie Litauen beschäftigt. Diese hat das Moskauer Patriarchat um Autonomie gebeten. Auch in diesem Fall entschied der Hl. Synod, die Bitte des Metropoliten von Litauen und die Ergebnisse der Kommission von der Bischofsversammlung erörtern zu lassen. Unklar ist, wann die nächste Bischofsversammlung stattfindet. Nach der letzten Sitzung 2017 hätte 2021 die nächste Versammlung stattfinden sollen, die aber aufgrund der Pandemie auf Mai 2022 verschoben worden war. Auch dieses Datum wurde nicht eingehalten. Am 29. Dezember 2022 kam der Hl. Synod zum Schluss, dass die „internationale Situation“ weiterhin die „Anreise vieler Mitglieder der Bischofsversammlung nach Moskau erschwert“. Er entschied, zu gegebener Zeit auf die Frage eines geeigneten Termins zurückzukommen.
Der Hl. Synod entschied außerdem, dass die ROK die eucharistische Gemeinschaft mit der Orthodoxen Kirche von Zypern nicht wieder aufnehmen wird und Patriarch Kirill ihr neues Oberhaupt, Erzbischof Georgios (Papachrysostomou), nicht kommemorieren kann. Die ROK hatte 2020 die eucharistische Gemeinschaft mit der Kirche von Zypern abgebrochen, nachdem ihr damaliges Oberhaupt die Communio mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine aufgenommen hatte. Da der neue Erzbischof die Politik seines Vorgängers weiterführt, bleibt die ROK bei ihrer Distanzierung. (NÖK)