Skip to main content

Russland: Kirill sieht Mangel religiöser Gefühle als Ursache für Schulschießerei

20. Mai 2021

Aus Sicht von Patriarch Kirill kann die Förderung religiöser Gefühle Tragödien, wie der Schießerei an einer Schule in Kazan, vorbeugen. Es sei zwar richtig, Schulgebäude verstärkt zu schützen, das Eindringen Unbekannter in Schulen zu verhindern und Schulen die nötigen Mittel zur Zugangskontrolle zu geben. Aber dem Wichtigsten werde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – dem „moralischen Klima und dem Wertsystem, unter deren Einfluss heute ein bedeutender Teil der Kinder und Jugendlichen erzogen werden“, sagte das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche.

Am 11. Mai 2021 hatte der 19-jährige Ilnaz Galjavijev am Gymnasium Nr. 175 in Kazan um sich geschossen. Dabei tötete er sieben Kinder sowie zwei Lehrpersonen und verletzte viele weitere. Der Schütze war selbst in dem Gymnasium zur Schule gegangen. Er ergab sich der Polizei und befindet sich in Haft.

In der Biografie des jungen Mannes fänden sich keine „besonderen Umstände, die den Zynismus und die Grausamkeit erklären könnten“, mit der er sein Verbrechen begangen habe, erklärte Patriarch Kirill. Woher dies komme, beantwortete er mit einem Dostojewski-Zitat: „Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt“. Das bedeute nicht, dass nicht-religiöse Menschen potentiell gefährlich seien. Aber wenn es keine „hemmenden religiösen Faktoren gibt, wenn ein junger Mensch keine religiöse Erziehung bekommen hat, dann ist es erstens nötig, ihn wenigstens mit der Existenz solcher Faktoren in Geschichte und Kultur seines Volks vertraut zu machen“, und zweitens den Einfluss „zersetzender Wirkungen von außen“ auf Kinder und Jugendliche zu begrenzen. Zu diesen äußeren Einwirkungen zählt der Patriarch nicht nur Säkularismus und Atheismus, sondern auch pseudoreligiöse Einflüsse, mystischer Kulte und Sekten.

In seinem Beileidsschreiben an Präsidenten der russischen Republik Tatarstan, deren Hauptstadt Kazan ist, zweifelte Patriarch Kirill zudem die Angemessenheit der aktuellen Waffenregulierungen an. Die „Tragödie stellt zweifellos die ernste Frage nach der Notwendigkeit, die Normen, die die Verbreitung von Feuerwaffen in der russischen Gesellschaft regeln, zu überdenken“, heißt es dort. (NÖK)