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Russland: Fundamentalistischer Priester wird exkommuniziert

17. September 2020

Das Eparchialgericht von Jekaterinburg hat entschieden, den umstrittenen Schema-Mönch Sergij (Romanov) zu exkommunizieren. Am 10. September tagte das Gericht innerhalb weniger Tage zum dritten Mal in der Angelegenheit, aber Sergij erschien zu keinem der Termine. Das Gericht habe ihm die Chance gegeben, etwas an seiner Situation zu ändern, erklärte der Gerichtsvorsitzende gegenüber Medien. Es habe die „Hoffnung und den Wunsch“ gegeben, das Sergij kommen und sich erklären oder sein Verhalten ändern und „seine Handlungen bereuen“ würde, doch vergeblich.

Nun muss zunächst Metropolit Kirill (Nakonetschnij) als Leiter der Eparchie Jekaterinburg und dann auch Patriarch Kirill das Urteil bestätigen. Sergij hat das Recht in Berufung zu gehen, doch dazu muss er persönlich an den Sitzungen teilnehmen. Verurteilt wurde er, weil er gegen das Verbot, Gottesdienste durchzuführen, verstoßen hatte. Dies war ihm verboten, weil ihm in einem früheren Verfahren am 3. Juli 2020 die Priesterwürde aberkannt worden war. Am 7. September aberkannte das Eparchialgericht außerdem acht weiteren Geistlichen ihre Würden, weil sie weiterhin mit Sergij konzelebriert hatten.

Der frühere Schema-Igumen Sergij ist eine kontroverse Figur, er gilt als einflussreicher, äußerst konservativer spiritueller Vater mit zahlreichen Anhängern und großer Medienpräsenz. Angeblich gehört er zu einer Zarenverehrer-Sekte, er führt Exorzismen durch, äußert sich immer wieder antisemitisch und vertritt Verschwörungstheorien. So bezeichnete Sergij das Coronavirus als „Mythos“, verfluchte „diejenigen, die während der Pandemie Kirchen schließen“ und warnte vor der Schaffung „elektronischer Lager Satans“. Auch gegen die Verfassungsänderungen in Russland stellte er sich und rief zum Boykott des Referendums auf.

Seine Abwesenheit an der dritten und letzten Sitzung am 10. September begründete Sergij in einem Brief mit einem „andauernden Unwohlsein und Herzensschmerzen“, die „von der Nachricht über die Beleidigung der Eucharistie durch Hygienevorschriften hervorgerufen wurde“. Besonderes Aufsehen erregte er im Juni, als er das Sredneural’sker Frauenkloster mithilfe von Kosaken besetzte, wo er sich noch immer aufhält. Aus einem Video, das Sergij nach der Urteilsverkündung aufgenommen hat, wird klar, dass er nicht vorhat, das Kloster zu verlassen. Angeblich haben auch die Bewohnerinnen des Klosters dieses nicht verlassen, obwohl Metropolit Kirill dies angeordnet hatte. Laut einem Mitstreiter Sergijs habe sich „das Klosterleben kein bisschen verändert“.

Ein weltliches Urteil gegen Sergij bleibt ebenfalls in Kraft. Das Regionalgericht von Sverdlovsk hat den Entscheid der Vorinstanz bestätigt, die ihn zu einer Busse von 18‘000 Rubeln (rund 200 Euro) aufgrund des Anstachelns von Hass verurteilt hatte. (NÖK)