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Belarus: Proteste in Slutsk gegen Versetzung des Bischofs

21. Oktober 2022

In einem offenen Brief haben sich orthodoxe Gläubige über die Versetzung des Bischofs von Slutsk und Soligorsk beschwert. Dabei kritisierten sie das Oberhaupt der Belarusischen Orthodoxen Kirche (BOK), Metropolit Veniamin (Tupeko) von Minsk, scharf, da dieser sich über die Meinung der Eparchie hinweggesetzt habe. Vor etwas mehr als einem Monat hätten mehr als 70 Prozent der Geistlichen und eine „riesige Masse Gemeindemitglieder“ eine „aktive Position eingenommen“ und ihren Bischof vor den Versetzungsversuchen geschützt. Mit der jetzigen Entscheidung habe Veniamin „auf diese unsere Meinung gespuckt“.

Im August war es bereits zu einem Konflikt zwischen der Leitung der BOK und einflussreichen Behörden in Soligorsk gekommen. Damals hatte der Hl. Synod der BOK entschieden, Bischof Evsevij (Tjuchlov) von Slutsk und Soligorsk zu versetzen und zum Vikarbischof der Eparchie Vitebsk zu machen. Zunächst schien es, als würde der Hl. Synod unter dem Druck der Behörden und der Bevölkerung seine Entscheidung nicht umsetzen. Am 13. Oktober beschloss jedoch der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK), zu der die BOK gehört, an seiner Sitzung die Versetzung von Bischof Evsevij.

Die Verfasser des Briefs sind überzeugt, dass ein „ehrlicher orthodoxer Hirte, Metropolit und Exarch bei gesundem Verstand und gutem Willen eine solche Sünde vor seiner Herde nicht begehen könnte“, sondern dies im Interesse Dritter oder unter Druck getan habe. Sie rufen die Gläubigen und Behörden auf, sich mit ganzer Kraft gegen diese Entscheidung zu Wehr zu setzen. Dazu rufen sie die Wohltäter von Kirchen und der Eparchie auf, ihre Unterstützung vorübergehend einzustellen. Auch an Alexander Lukaschenka wandten sie sich, damit dieser ihre Bitte an den russischen Patriarchen Kirill herantrage. Zudem riefen sie die Gläubigen auf, nicht an Gottesdiensten mit Metropolit Veniamin teilzunehmen und nicht in ihre Kirchen zu gehen, sondern vor den Kirchen zu beten.

Als Metropolit Veniamin wegen der Versetzung nach Soligorsk kam – er übernimmt temporär die Verwaltung der Eparchie –, versuchte er, den aufgebrachten Gläubigen aus dem Weg zu gehen. So wurde der Zeitpunkt des Gottesdienstes mehrmals verschoben und schließlich kurzfristig bekanntgegeben. Die Kirche betrat der Metropolit durch die Hintertür und verließ während der Liturgie den Altarraum nicht. Als er im Auto wegfahren wollte, wurde er von der Menschenmenge eingeholt und sprach doch noch mit den Anwesenden. Er versprach schließlich, sich beim Hl. Synod in Moskau einzusetzen, damit dieser das Problem löse.

Bischof Evsevij rief in seinem Abschiedsgottesdienst die Gläubigen auf, die Ereignisse mit christlicher Demut und als Gottes Willen aufzunehmen. Evsevij war erst im Mai 2022 zum Bischof von Slutsk und Soligorsk ernannt worden. Zuvor war die Eparchie von zwei von Metropolit Veniamin eingesetzten Geistlichen verwaltet worden, nachdem der vorige Bischof im Juni 2021 versetzt worden war. Ein von Evsevij in Auftrag gegebenes unabhängiges Finanzgutachten hatte Unregelmäßigkeiten in der Eparchie festgestellt, für die Metropolit Veniamin mitverantwortlich zu sein scheint. (NÖK)