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Finnland: Konferenz-Statement kritisiert „Russische Welt“

18. Dezember 2025

An der Konferenz „Resisting Empire, Promoting Peace“ haben die Teilnehmenden die Ideologie der „Russischen Welt“ und deren religiöse Begründung durch die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) kritisiert. Die Konferenz fand vom 1. bis 3. Dezember 2025 in Helsinki statt, organisiert wurde sie von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Lutherischen Kirche Finnlands und der Orthodoxen Kirche Finnlands. Das Statement spiegelt laut den Organisatoren die zentralen Diskussionspunkte und Einsichten der Konferenz wider, es handelt sich nicht um ein offizielles Dokument der KEK.

Die Konferenz habe die dringende Notwendigkeit für Kirchen aufgegriffen, „imperialistische Narrative und die Ideologie der ‚Russischen Welt‘ zu konfrontieren“. Angetrieben von der Ideologie der „Russischen Welt“, sei Russlands Krieg gegen die Ukraine ein „militärischer, politischer und humanitärer Anschlag, der das Leiden von Millionen und die Zerstörung von Hunderttausenden Leben verursacht hat“, heißt es in dem Statement. Auf dem Spiel stünden Leben und Tod der direkt Betroffenen und die gemeinsame Zukunft Europas, da der Krieg die demokratischen Grundlagen der europäischen Gesellschaften treffe. Der ROK werfen die Kirchenvertreter vor, eine „quasi-theologische und institutionelle Unterstützung für die Invasion“ zur Verfügung zu stellen, während sie Widerspruch dagegen unter ihren Geistlichen und Gläubigen zum Schweigen bringe. Zugleich benutze sie ökumenische Beziehungen zur Propagierung „traditioneller Werte“, um Russlands Invasion als Akt der Selbstverteidigung darzustellen und der internationalen Verurteilung der russischen Aggression entgegenzuwirken.

Im Statement heißt es weiter, die Ideologie sei eine Verzerrung des Evangeliums. Die Kirchenvertreter verurteilen zudem die Behauptung, dass ein Krieg „heilig“ sein könne, oder dass der Tod eines Soldaten auf dem Schlachtfeld ihn von seinen Sünden reinwasche, als „häretisch“. Solche Lehren seien mit dem Evangelium und dem Beispiel Christi unvereinbar. Die Konferenzteilnehmer formulieren auch eine Reihe von Handlungsanweisungen für die Kirchen, die sie unter den zwei miteinander verbundenen Richtungen „Widerstand gegen das Imperium“ und „Friedensförderung“ subsumierten. Dazu zählen Gastfreundschaft und Unterstützung für Geflüchtete sowie das Einstehen der Kirchen für die Opfer von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zugleich ruft die Erklärung zum Aufbau von Versöhnungsdialogen zwischen den Kirchen und gewaltfreier Konfliktprävention, Konflikttransformation und Versöhnungsarbeit, z. B. in Form von Traumaarbeit, auf.

Zugleich appellieren die Konferenzteilnehmenden, den „ukrainischen Widerstand gegen die Ideologie der ‚Russischen Welt‘“ zu stärken und den „Missbrauch des Glaubens durch die orthodoxe und andere Kirchen in Russland“ zu hinterfragen. Außerdem sollten die Dinge beim Namen genannt werden, so wenn Kriegsverbrechen gegen die Ukraine begangen werden.

Der orthodoxe Theologe Cyril Hovorun, selbst Teilnehmer der Konferenz in Helsinki, lobte das Statement für seine klare Wortwahl. Es enthalte im Gegensatz zu den Erklärungen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) keine Beschönigungen. Bei der „Russischen Welt“ handle es sich eindeutig um eine Ideologie, die über Nationalismus hinausgehe und einen zivilisatorischen Exklusivismus vertrete. Sie sei eine „dualistische pseudotheologische Doktrin“, die häretisch sei, und zu deren Verbreitung die ROK mit dem Einverständnis des Kremls ökumenische Plattformen, allen voran den ÖRK, benutze. Die belarusische Theologin Natallia Vasilevich findet das Etikett der „Häresie“, das überhaupt zu oft verwendet werde, unpassend. Mit dem Statement habe die Konferenz jedoch einen Kompromiss gewählt, da sie nicht die Ideologie der „Russischen Welt“ an sich als häretisch eingestuft habe, sondern konkrete darin enthaltende Vorstellungen. (NÖK)

Some Reflections on the Declaration on the “Russian World” Teaching

Andrey Shishkov, selbst Unterzeichner des Statements gegen die Doktrin der "Russischen Welt", teilt seine kritischen Überlegungen zu drei Aspekten des Dokuments und plädiert für seine Verfeinerung und Weiterentwicklung.


A statement of solidarity with the Orthodox declaration on the “Russian World” (russkii mir) teaching, and against Christian Nationalism and New Totalitarianism

Mit dem Statement unterstützen nicht-orthodoxe Theologinnen und Theologen die Ablehnung des Konzepts der "Russischen Welt", die seit Beginn des Kriegs in der Ukraine von orthodoxer Seite wiederholt zu hören war.


A Declaration on the "Russian World" (Russkii Mir) Teaching

Orthodoxe Theologinnen und Theologen weltweit verurteilen in einer Deklaration die Vorstellung der "Russischen Welt", die in den letzen Jahren vom russischen Staat und Patriarch Kirill propagiert wurde. Die Lehre von der "Russsichen Welt" sei eine "Häresie".