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Ukraine: Unterschiedliche orthodoxe Stellungnahmen zu Putins Angriffskrieg

04. März 2022

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgt weiterhin für unterschiedliche Stellungnahmen in der orthodoxen Welt. Patriarch Theodoros II. von Alexandria kritisierte Präsident Putin, den er persönlich kenne, als „machtbesoffen“ und „Imperator unserer Zeit“: „Große autoritäre Macht macht blind, und du vergisst, dass du menschlich bist.“ Zudem hob er hervor, dass das Patriarchat von Alexandria durch die Gründung des russischen Exarchats für Afrika eine „ähnliche kirchliche Attacke“ erlebt habe.

Patriarch Theodoros II. erinnerte daran, dass er selbst zehn Jahre von 1985 bis 1995 in Odessa gelebt und während dieser Zeit das Land lieben gelernt habe. Das sei der Grund, warum er einen „doppelten Schmerz“ empfinde: „Wie oft bin von Odessa nach Charkiv gereist? Weil ich gut weiß, was für großartige Menschen sie [die Ukrainer] sind, […] habe ich den Krieg zwischen zwei verwandten Völkern vom ersten Moment an verurteilt.“

Das Patriarchat von Antiochien vermeidet es dagegen, von einem Krieg zu sprechen und die russische Führung zu verurteilen. Der Hl. Synod veröffentlichte am 2. März eine Erklärung, in der er „während der schwierigen Zeit für das ukrainische Volk“ sein Mitgefühl gegenüber den Hirten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, angeführt von Metropolit Onufrij (Berezovskij), ausdrückt. Der Hl. Synod hoffe, dass „die spirituellen und historischen Verbindungen zwischen dem russischen und dem ukrainischen Volk, die beide dem gleichen Taufbecken entstammen, zur Lösung des Konflikts, zum Erreichen von Versöhnung und zur Konsolidierung des Friedens beitragen werden.“

Auch bei den orthodoxen Kirchen in Südosteuropa fallen die Stellungnahmen unterschiedlich aus: Der Sprecher des rumänischen Patriarchats, Vasile Bănescu, wiederholte die Position von Patriarch Daniel, dass die Rumänische Orthodoxe Kirche mit allen rumänisch-orthodoxen Christen in der Ukraine, aber auch „mit allen unschuldigen Opfern dieses Krieges so nah an Rumänien“ solidarisch sei. „Russlands ungerechter Krieg gegen die Ukraine ist in den letzten Tagen eskaliert, mit Folgen für die demokratischen Werte der europäischen Staaten“, so Bănescu, der von einer humanitären Katastrophe für Hunderttausende unschuldige Menschen sprach. Die Erzdiözese Bukarest hat angeboten, Flüchtlinge aus der Ukraine in Gemeindehäusern unterzubringen.

In einem Brief an Metropolit Epifanij (Dumenko), das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine, hat der Athener Erzbischof Hieronymos (Liapis) diesem und dem „gepeinigten Volk der orthodoxen Ukrainer“ seine Unterstützung und Mitgefühl ausgedrückt: „Wir stehen in Solidarität mit Ihnen und versichern Ihnen die volle Unterstützung und alle Arten der Hilfe seitens der Heiligen Kirche von Griechenland.“

Das Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije, kündigte in der Sonntagsliturgie am 27. Februar an, dass alle Spenden der Gläubigen an diesem und in den nächsten Tagen der Unterstützung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche und ihres Oberhaupts, Metropolit Onufrij, dienten. Dies solle der „bescheidene Beitrag und Ausdruck der Liebe“ der serbischen Gläubigen sein. (NÖK)

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