Serbien: Kirchenleitung hofft auf Grundsatzabkommen mit Montenegro

10. Februar 2022

Der serbische Patriarch Porfirije hofft auf eine baldige Unterzeichnung eines Grundsatzabkommens mit dem montenegrinischen Staat, sobald sich die dortigen „politischen Verhältnisse normalisieren“. Das Kirchenoberhaupt hatte Ende Januar mit politischen Vertretern aus Montenegro zu diesem Thema gesprochen. Teilnehmer waren nach kirchlichen Angaben der montenegrinische Vizeregierungschef Dritan Abazović, die Kultur-, Wissenschafts- und Sportministerin Vesna Bratić sowie mehrere Parteiführer der Regierungskoalition.

Patriarch Porfirije habe deren Einschätzung der Lage „voller Achtung und Respekt“ angehört und ihnen die „einzig mögliche Position“ der SOK erläutert. Die Kirche verstricke sich auf keine Weise in Parteiwettkämpfe, ihre Sorge und ihre Gebete gälten dem Wohl, Frieden und Fortschritt aller montenegrinischen Bürger:innen. Ähnlich argumentierten auch die vier Bischöfe der SOK, die in Montenegro ihren Dienst tun. Sie bekundeten zwar Respekt für Unterschiede in der nationalen und Parteizugehörigkeit, doch ungeachtet dieser Unterschiede sollten alle für das Allgemeinwohl arbeiten und sich für einen ehrlichen Dialog statt Streit und Zwietracht entscheiden. Zugleich erinnerten die vier Bischöfe daran, dass der „Kampf um Glaubensfreiheit“ noch nicht beendet sei, und die SOK in Montenegro trotz des Regierungswechsels vom August 2020 noch immer Ungerechtigkeiten durch Vertreter der früheren Regierung erdulden müsse. Mit dem Regierungswechsel seien nicht alle gesellschaftliche Probleme gelöst, aber er sei eine demokratische Wende. Die Bischöfe zeigten sich überzeugt, dass die Politiker eine Lösung für die Regierungskrise finden und dann das Abkommen mit der SOK unterzeichnen werden, was wiederum Spannungen in Montenegro abbauen würde.

Das betreffende Abkommen zwischen der SOK und dem Staat Montenegro galt schon im Frühling 2021 als unterschriftsreif. Überraschend ließ aber der montenegrinische Ministerpräsident Zdravko Krivokapić das Treffen zur Unterzeichnung in Belgrad Ende Mai platzen. Im Januar hat Krivokapić dem serbischen Patriarchen in einem Brief geschildert, inwiefern das Abkommen mit dem montenegrinische Rechtssystem in Einklang gebracht und welche Begriffe präzisiert werden müssten. Er erklärte sich zugleich bereit, das Dokument möglichst schnell zu finalisieren und unterschreiben.

Das Verhältnis zwischen der SOK und der montenegrinischen Regierung ist seit längerem angespannt, insbesondere ein neues Religionsgesetz der früheren Regierung unter Präsident Milo Đukanović sorgte für Auseinandersetzungen. Die neue Regierung gilt als kirchennäher und proserbischer, doch die Beziehungen sind noch immer belastet. (NÖK)

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