Griechenland: Bischöfe sprechen sich gegen Reform der Klerusbesoldung aus

30. November 2018

Die Bischofsversammlung der Orthodoxen Kirche von Griechenland hat sich an einer Sondersitzung am 16. November gegen die von Ministerpräsident Alexis Tsipras und Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen verhandelten Reformvorschläge zur Besoldung der Kleriker ausgesprochen. Die Bischöfe wiesen ein provisorisches Abkommen zurück und plädierten stattdessen für eine Beibehaltung des Beamtenstatus der Kleriker. Zugleich sprachen sie sich für weitere Verhandlungen mit der griechischen Regierung und für die Errichtung einer speziellen kirchlichen Kommission aus, die die staatlichen Vorschläge genauer prüfen soll.

Spätestens seit der Finanzkrise ist die Frage der Finanzierung des Klerus, zu dem der Staat laut einem Vertrag von 1952 verpflichtet ist, ein immer wiederkehrendes, heiß diskutiertes Thema in der griechischen Öffentlichkeit. Am 6. November 2018 hatten Ministerpräsident Tsipras und Erzbischof Hieronymos eine Einigung verkündet, wonach die rund 10.000 Priester und andere Kirchenbedienstete zukünftig nicht mehr direkt vom Staat bezahlt sollten, sondern der Staat einen jährlichen Zuschuss in einen kirchlichen Fonds zur Bezahlung der Kleriker einzahlen sollte. Damit verbunden ist allerdings der Verlust des Beamtenstatus für die Kleriker. Ministerpräsident Tsipras würdigte die Einigung als „historisches Abkommen“, das neben der Frage der Finanzierung des Klerus auch eine klarere Trennung von Staat und Kirche intendiert. So soll in der Verfassung künftig stärker die religiöse Neutralität des Staates herausgestrichen werden, bei gleichzeitiger Anerkennung der Orthodoxie als historisch vorherrschende Religion.

Kaum war jedoch der Inhalt des 15 Punkte umfassenden Abkommens publik, hagelte es Kritik von kirchlicher Seite. So kritisierte der griechische Priesterverband das Abkommen als „beschämend“ und kündigte an, für die Beibehaltung der staatlichen Bezahlung der Priester zu kämpfen. Auch zahlreiche Bischöfe sprachen sich gegen das Abkommen aus, so kritisierte Metropolit Seraphim (Mentzelopoulos) von Piräus es als eine Art Marginalisierung und Privatisierung der KircheArt Marginalisierung und Privatisierung der Kirche. Auch das Ökumenische Patriarchat, dem der Berg Athos, die Kirche von Kreta und die Dodekanes-Insel unterstehen, und das sich die Verwaltung der Eparchien der sog. „Neuen Länder“ im Norden Griechenlands mit dem Athener Erzbistum teilt, protestierte gegen das Abkommen, da es ohne Zustimmung Konstantinopels verhandelt worden sei. Angesichts der Kritik beeilte sich Erzbischof Hieronymos zu versichern: „Wir haben noch kein Abkommen, aber die Absicht, ein Abkommen zu erreichen.“

Mit dem Entscheid der Bischofsversammlung hat Hieronymos nun immerhin den Auftrag zur Fortsetzung der Gespräche mit der griechischen Regierung erreicht. Dabei betonte er, dass nichts ohne Zustimmung der Priester und Bischöfe geschehe. Die Regierung begrüßte die Entscheidung für weitere Verhandlungen. Zugleich drohte jedoch Tsipras auch, dass die Frage des Klerikergehalts in jedem Fall in der Verantwortung und Entscheidung des Staates liege. Zudem entsandte die Regierung Bildungsminister Kostas Gavroglou nach Istanbul, um beim Ökumenischen Patriarchat für das Abkommen zu werben. (NÖK)