Griechenland: Erzbischof von Athen spricht Islam religiösen Charakter ab

28. Januar 2021

Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen hat mit einer harschen Kritik am Islam in einem Fernsehinterview für Aufregung gesorgt. Dabei sagte er, der Islam sei bekanntermaßen „keine Religion, sondern eine politische Partei und ein politisches Streben“. Muslime seien „Menschen des Kriegs, der Expansion“, dies sei eine Charakteristik des Islams. Dabei bezog sich Hieronymos auf die Eroberung Istanbuls durch die Osmanen. Im Interview des Senders Open TV ging es um den Beitrag der Kirche zur griechischen Revolution von 1821, dessen Wichtigkeit der Erzbischof betonte.

Die Äußerungen des Erzbischofs stießen auf scharfe Kritik der muslimischen Minderheit in Griechenland, die in Westthrakien lebt. Mehrere muslimische Organisationen verurteilten Hieronymos Aussagen; dass die Beleidigungen von einem hohen geistlichen Würdenträger kämen, verschlimmere die Situation zusätzlich.

Auch das türkische Außenministerium verurteilte die „anmaßenden Aussagen“ des Erzbischofs. Die „provokativen Äußerungen“, die in der Gesellschaft „Feindschaft und Gewalt gegen den Islam“ schürten, zeigten das „erschreckende Niveau der Islamophobie“. Zudem sei der Zeitpunkt unglücklich, da gerade Vorbereitungen zu Gesprächen über die Spannungen beider Länder im östlichen Mittelmeer liefen. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu unterstellte Hieronymos, er wolle so eine Reaktion der Türkei provozieren, damit Griechenland sich dann bei Europa beschweren und Sanktionen gegen die Türkei verlangen könne. Allerdings sei es überraschend, dass die „Manifestation der Islamophobie“ dieses Mal erstmals von einem Geistlichen und nicht von einem Politiker gekommen sei.

Angesichts der Kritik veröffentlichte das Pressebüro des Erzbistums Athen ein Statement, das Hieronymos‘ Aussagen relativiert. Mit seinen Äußerungen habe er lediglich eine „Verzerrung der muslimischen Religion selbst durch eine Handvoll extremer Fundamentalisten“ gemeint, die die Welt mit „Tod und Zerstörung“ überzögen. Diese Menschen „instrumentalisieren den Islam“ und verwandelten ihn in eine „tödliche Waffe gegen alle, die eine andere Ansicht haben“. Der Erzbischof und alle anderen Hierarchen der Griechischen Orthodoxen Kirche respektierten „in der Praxis alle bekannten Religionen“ und zeigten allen Gläubigen gegenüber Solidarität, heißt es in dem Statement weiter. (NÖK)