Polen: Neues Dekret der Polnischen Bischofskonferenz zum Medienauftritt

04. Mai 2023

Die Polnische Bischofskonferenz hat ein neues Dekret zum Medienauftritt von katholischen Geistlichen und Laien verabschiedet, das auch die sozialen Medien in den Blick nimmt. Das Dekret trat am 20. April in Kraft und ersetzt die 2004 veröffentlichten Normen für den Auftritt in Radio und Fernsehen.

Das dreiseitige Dokument umfasst insgesamt 18 Punkte. Der erste Punkt hält fest, dass nur Aussagen von Geistlichen als offizielle kirchliche Stellungnahmen gelten, die sich mit ausdrücklicher Erlaubnis ihres Vorgesetzten äußern. Letztere ist für jede Zusammenarbeit mit Presse, Radio, TV und Internetportalen erforderlich, verantwortlich für die Inhalte ist jedoch jeder Urheber selbst. Auftreten sollen Kirchenvertreterinnen und -vertreter immer in der ihnen vorgeschriebenen Amtskleidung, und ihr kirchliches Amt soll in Internetprofilen und -konten ersichtlich sein. Alle, auch Laien, sind verpflichtet, die katholische Lehre „in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche“ weiterzugeben und dabei auf Treue zum Evangelium, fundiertes Wissen, angemessene Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl zu achten. Zu beachten seien auch die Kirchenordnung und staatliche Vorschriften (Jugendschutz, Bild- und Urheberrechte, Schutz personenbezogener Daten). Kirchenvertreter, deren Medienpräsenz oft privater Natur sei, sollten dennoch keine Privatmeinungen äußern, sondern die Lehre Christi verkünden, und sie dürften sich „nicht an Medienaktionen und -projekten beteiligen, die dem katholischen Glauben und den Moralvorstellungen zuwiderlaufen, insbesondere nicht an solchen, die die Menschenwürde verletzen.“ Die Inhalte medialer Auftritte sollen evangelisieren, informieren oder bilden, keine negativen Emotionen fördern und Glauben und Traditionen der Gläubigen nicht schädigen.

Das Dekret enthält auch pastorale Anweisungen: Es ist unmöglich, das Sakrament der Buße und der Versöhnung über die Medien zu spenden, auch nicht per Telefon oder Internet. Live-Übertragungen von Messen sind erlaubt, deren Wiederholung und dauerhafte Zugänglichkeit im Internet jedoch nicht.

Das Dekret stieß umgehend auf Kritik, so kommentiert der katholische Journalist Tomasz Terlikowski in der Tageszeitung Rzeczpospolita: „Mit den neuen offiziellen und vagen Normen für die Präsenz des Klerus in den Medien, einschließlich der sozialen Medien, haben die Bischöfe und Ordensoberen eine bequeme Peitsche für die Widerspenstigen erhalten. […] Die Bischöfe stellen sich offenbar vor, dass Priester, Ordensleute und Nonnen zu einer Gruppe von Pressesprechern werden sollen, zu PR-Leuten, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Aussagen der Bischöfe zu verteidigen und eine einheitliche Linie zu vertreten. Mit dem Christentum, dem Evangelium hat das wenig zu tun.“

Regula Zwahlen