Litauen: Metropolit bittet Moskau um autonomen Status

16. Juni 2022

Metropolit Innokentij (Vasiljev) von Vilnius hat das Moskauer Patriarchat in einem Brief darum gebeten, seiner Eparchie einen unabhängigen Status zuzuerkennen. Bisher besteht die orthodoxe Kirche in Litauen als Eparchie der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) und untersteht somit dem Moskauer Patriarchat. Nun wünscht sie sich einen autonomen Status nach dem Vorbild der orthodoxen Kirchen in Lettland, Estland und der Moldau sowie der russischen Auslandskirche.

Diese Kirchen sind bei der Organisation ihres kirchlichen Lebens und in ihren Entscheidungen unabhängig, bewahren aber die kanonische Verbindung mit dem Moskauer Patriarchat. Dies würde der Situation der orthodoxen Kirche in Litauen entsprechen, die bereits jetzt ihre Entscheidungen selbst treffe und keine finanziellen Verbindungen zum Moskauer Patriarchat habe, erklärte Innokentij. Der Hl. Synod der ROK will die Bitte prüfen und hat dazu eine entsprechende Kommission eingesetzt.

Die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė hat in einem Brief an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Unterstützung der Regierung für litauische Orthodoxe erklärt, die sich ganz vom Moskauer Patriarchat trennen wollen. Wegen der offenen Unterstützung des russischen Patriarchen Kirill für den Krieg in der Ukraine beabsichtigen einige litauische Geistliche die ROK zu verlassen. So hatten mehrere Priester Patriarch Bartholomaios gebeten, in das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel aufgenommen zu werden. Innokentij, der den Krieg in der Ukraine klar verurteilt, suspendierte die Priester.

Diesen Geistlichen und allen litauischen Orthodoxen, die aus Gewissensgründen das Moskauer Patriarchat verlassen möchten, spricht die Regierung ihr Verständnis und ihre Unterstützung aus. Sie bietet ihre Mitarbeit bei der Aufnahme von Aktivitäten des Ökumenischen Patriarchats in Litauen an. Der litauische Botschafter in der Türkei, der am 18. Mai Patriarch Bartholomaios das Schreiben der Premierministerin überbrachte, wies darauf hin, dass die Orthodoxie die zweitgrößte traditionelle Glaubensgemeinschaft in Litauen sei. Zudem wachse die Gemeinde schnell, weil sich im Land mehr als 50'000 ukrainische Kriegsflüchtlinge befänden.

Metropolit Innokentij kritisierte, dass die Regierung das Schicksal seiner Gemeinde ohne sein Wissen diskutiere. Laut ihm denkt die absolute Mehrheit der litauischen Orthodoxen nicht einmal daran, die Jurisdiktion zu wechseln. Nun sei ein „offener, ehrlicher und wohlwollender Dialog“ nötig, zu dem er immer bereit sei. Die Priester, die zum Ökumenischen Patriarchat übertreten wollten, hätten sich auf den Weg des Schismas begeben und „Wirren in die orthodoxe Gemeinschaft gebracht, was die Stabilität der litauischen Gesellschaft bedroht“. (NÖK)