Russland: Russlands Lutheraner hoffen auf Rückgabe weiterer Kirchengebäude

26. Oktober 2017
Moskau (KNA) Russlands evangelisch-lutherische Kirche verlangt nach der Rückgabe der Kathedrale in Moskau vom Staat weiteres, vor rund 80 Jahren enteignetes Eigentum zurück. "Wir erwarten, dass die Rückgabe der Kathedrale in Anwesenheit des deutschen Bundespräsidenten hilft, den Weg für die Rückgabe anderer lutherischer Kirchengebäude zu ebnen", sagte Erzbischof Dietrich Brauer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Moskau. Er wolle etwa auch das ehemalige Pfarrhaus und das Schulgebäude neben der Kathedrale wieder in Besitz nehmen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm am 25. Oktober 2017 in Moskau gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, an der Rückgabezeremonie für die Kathedrale teil. Das kommunistische Regime hatte 1936 den Pfarrer der lutherischen Hauptkirche erschießen lassen und den Sakralbau 1938 zu Staatseigentum erklärt. Anschließend wurde in der Kathedrale ein Kino eingerichtet und 1957 der Kirchturm abgerissen. Erst seit 1991 können hier wieder Gottesdienste gefeiert werden.

Die Lutheraner waren bislang allerdings nur Gäste in ihrer Kirche. Die Kathedrale gehörte weiter dem Staat, auch wenn die Kirche keine Miete zahlen musste. Jahrelang hatten die Lutheraner erfolglos für die Rückgabe ihrer Hauptkirche gekämpft.

Brauer kritisierte, dass der russische Staat die orthodoxe Kirche bei der Rückgabe von Sakralbauten bevorzuge. In der Region Kaliningrad (Königsberg) habe die orthodoxe Kirche so mehrere ehemalige evangelische Gotteshäuser erhalten, ohne die üblichen "Formalitäten" einhalten zu müssen. Nur drei alte Kirchen hätten die Lutheraner in der Region zurückbekommen. Der Erzbischof beklagte auch neue Gesetze in Russland, die zu einer größeren Kontrolle von Religionsgemeinschaften führten. Der Kaliningrader Probst sei jüngst zweimal von der Staatsanwaltschaft einbestellt worden und habe die Verwendung von Spenden aus Deutschland erklären müssen.

Zur lutherischen Kirche bekennen sich in Russland rund 19.000 Erwachsene. Die meisten Mitglieder haben deutsche Wurzeln. (© 2016 KNA. Alle Rechte vorbehalten.)