Russland: ROK will mit dem neuen Direktor der Isaakskathedrale kooperieren

22. Juni 2017
Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) möchte mit dem neuen Direktor der Isaakskathedrale in St. Petersburg, Jurij Mudrov, zusammenarbeiten. Mudrov sei ein Mann, der in Museumskreisen bekannt sei, und die Eparchie St. Petersburg wünsche ein konstruktives Zusammenwirken, wie eine Sprecherin der Eparchie am 16 Juni bekannt gab. Einen Tag zuvor hatte der russische Präsident Vladimir Putin dazu aufgerufen, die Diskussionen um die Isaakskathedrale zu entpolitisieren.

Die Isaakskathedrale ist einer der größten sakralen Kuppelbauten der Welt und UNESCO-Weltkulturerbe. Sie dient heute in erster Linie als Museum und ist mit über drei Mio. Besuchern jährlich eines der beliebtesten und bestbesuchten Museen in ganz Russland. Anfang 2017 wurde bekannt, dass die Stadt St. Petersburg die Kathedrale für 49 Jahre der ROK zur kostenlosen Nutzung überlassen möchte. Dieses Vorhaben stößt bei Kulturschaffenden, Bürgern und oppositionellen Abgeordneten auf heftige Kritik. Sogar das russische Kulturministerium fürchtet um den Fortbestand des Museums. Zudem gilt die Anlage als eines der erfolgreichsten Beispiele für die gemeinsame Nutzung durch ein Museum und die ROK, die in der Kathedrale regelmäßig Gottesdienste abhält.

Jurij Mudrov wurde am 15. Juni zum neuen Direktor des Museumskomplexes der Isaakskathedrale bestimmt und trat noch am gleichen Tag sein Amt an. Mudrov arbeitet seit 1982 in St. Petersburg im Kulturbereich, er hatte führende Positionen in verschiedenen staatlichen Museen inne. In seiner Antrittsrede vor den Mitarbeitern der Isaakskathedrale hat er für 2018 eine große Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum des Baustarts der Kathedrale angekündigt. Mudrov löst die umstrittene Interimsdirektorin Irada Vovnenko ab, die Ende Mai auf den langjährigen Direktor Nikolaj Burov gefolgt war. Burov, der das Museum seit 2008 geleitet hatte, war aus Protest gegen die Übergabepläne der Isaakskathedrale an die ROK von seinem Amt zurückgetreten.

In seiner jährlichen Fragestunden am Fernsehen (der „direkte Draht“) am 15. Juni hat sich auch Vladimir Putin zum Streitfall Isaakskathedrale geäußert und dabei betont, dass die Funktion der Kathedrale als Museum erhalten bleiben müsse. Zwar gebe es in Russland ein Gesetz zur Rückgabe von Kircheneigentum, aber es existierten auch andere Gesetze und internationale Verpflichtungen im Hinblick auf Architekturdenkmäler unter dem Schutz der UNESCO. Weiter sagte er, „Russland ist ein säkularer Staat und das bleibt es auch“.

Putins Aussagen stießen auf ein geteiltes Echo: Während sich die mittlerweile abgelöste Interimsdirektorin Vovnenko überzeugt zeigte, dass das Museum weiterhin bestehen werde, geht die Eparchie St. Petersburg davon aus, dass nun die Probleme bei der Übergabe gelöst werden können. Der Präsident sei „der Garant der Verfassung und Einhaltung der Gesetze“, deshalb sei es „erfreulich zu hören, dass er die Position der Kirche unterstützt“. Damit bezog sich die Sprecherin der Eparchie auf die Aussage Putins, die Kathedrale sei als Kirche gebaut worden, nicht als Museum, und die Gefühle der Gläubigen seien zu respektieren. (NÖK)