Drei Monate nach dem Konzil: ein neuer Modus vivendi der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

08. September 2022

Erzbischof Silvestr (Stojtschev)

Vor drei Monaten fand in Kyjiw das Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) statt, das grundlegende Änderungen an deren Statut vorgenommen hat. Das Konzil ist bereits zu einem historischen Ereignis geworden. Doch um die Logik der vom Konzil getroffenen Entscheidungen richtig zu verstehen, muss kurz geschildert werden, was mit der UOK seit dem Beginn des umfassenden Angriffs der russischen Armee auf die Ukraine geschehen ist.

Am 24. Februar 2022 begann der Krieg, der bereits Zehntausende Menschenleben gekostet, der Ukraine Zerstörung gebracht und die Ausreise von Millionen ihrer Bürger ausgelöst hat. Diese schrecklichen Ereignisse mussten sich zwingend im religiösen Leben der Ukraine widerspiegeln. Anfang 2022 gab es in der Ukraine zwei große orthodoxe kirchliche Gemeinschaften: die UOK, die seit 1990 den Status einer selbstverwalteten Kirche mit breiter Autonomie innerhalb des Moskauer Patriarchats hatte, und die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), die 2018 hauptsächlich aus Gemeinden gegründet wurde, die sich früher in kirchlichen Schismen befanden, und die 2019 den Autokephalie-Tomos von Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel erhielt. Die Beziehungen zwischen der UOK und der OKU waren (und sind) sehr schwierig. Insbesondere anerkennt die UOK die Legitimität der Hierarchen der OKU nicht und kritisiert Patriarch Bartholomaios für die Verleihung der Autokephalie an Bischöfe, deren Ordinationen im kirchlichen Schisma stattfanden. Außerdem ist es seit 2018 zu zahlreichen Fällen illegaler Übernahme von Kirchen und Gemeinden der UOK und ihrer anschließenden Einverleibung in die OKU gekommen. Die OKU ihrerseits betrachtet sich als die einzige legitime orthodoxe Kirche in der Ukraine und erhebt Anspruch auf alle Gemeinden der UOK. Sie bestreitet gewaltsame Aneignungen von Kirchen der UOK, indem sie solche Fälle als „freiwillige Übertritte“ interpretiert. Einen offiziellen Dialog zwischen der UOK und der OKU gibt es bis heute nicht.

Nach dem Ausbruch des Krieges fand sich die UOK in einer recht schwierigen Lage wieder. Obwohl ihr internes Leben schon viele Jahre lang völlig unabhängig war, wurde sie in der ukrainischen Gesellschaft – vielfach unter dem Einfluss von Medien – als „Moskauer Kirche“ betrachtet, wobei sie geheimer Verbindungen zum russischen Staat und des Wirkens gegen ukrainische Interessen beschuldigt wurde.

Doch bereits am ersten Tag des Krieges veröffentlichte das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij (Berezovskij), zunächst eine schriftliche Erklärung an die Gläubigen und zeichnete dann eine Videoansprache auf. Er verurteilte den Krieg unmissverständlich, wobei er Russlands Angriff auf die Ukraine als „Sünde Kains“ (d. h. als Brudermord) bezeichnete, und forderte die russische Führung auf, die Feindseligkeiten sofort einzustellen und diplomatische Lösungen für die bestehenden Probleme zu suchen. So hat das Oberhaupt der UOK die russische Aggression unmissverständlich verurteilt. Für viele seiner Gegner kam dies völlig überraschend.

Wichtig ist auch, dass sich die UOK nicht auf mündliche Erklärungen beschränkt hat. Seit den ersten Tagen des Krieges an organisieren Priester und Bischöfe der UOK umfangreiche Hilfe für Flüchtlinge, Vertriebene und Menschen, die sich im Gebiet von Kampfhandlungen wiederfanden. Nach offiziellen Angaben wurden in den ersten drei Monaten des Krieges mehr als 13‘000 Vertriebene in Kirchen und Klöstern der UOK untergebracht. Täglich erhalten mehrere tausend Menschen Lebensmittel und andere humanitäre Hilfe von freiwilligen Helfern der UOK.[1]

Was das interne Leben der UOK während der Kriegszeit betrifft, lässt sich sagen, dass ernsthafte Diskussionen über das Schicksal der UOK begonnen haben. Schon in den ersten Tagen des Krieges begannen Priester der UOK (vor allem in den westlichen Eparchien) sich zu weigern, in den Gottesdiensten Patriarch Kirill zu kommemorieren.

An dieser Stelle sollte klargestellt werden, dass es eine rein russische Tradition ist, in jeder Pfarrkirche während der Liturgie des Namens des Patriarchen zu gedenken. Aus kirchenrechtlicher Sicht muss der Priester bei der Liturgie seinen zuständigen Bischof kommemorieren. Ein Bischof ist verpflichtet, seinen Metropoliten (das Oberhaupt der Metropolie, zu der er gehört) zu kommemorieren, und der Metropolit muss schließlich den Patriarchen kommemorieren. So ist die Praxis in den meisten orthodoxen Ortskirchen. Deshalb bedeutete die Weigerung der Gemeindegeistlichen, den Patriarchen zu kommemorieren, keineswegs den Eintritt in ein kirchliches Schisma.

Kirche und Regierung nach Kriegsbeginn
Buchstäblich in den ersten Kriegstagen begannen lokale Behörden in der Ukraine, die Aktivitäten von UOK-Gemeinden zu verbieten. So traf bereits am 28. Februar der Stadtrat von Horodok in der Oblast Lviv eine solche Entscheidung.[2] Später wurden ähnliche Entscheidungen in anderen Regionen der Ukraine getroffen (z. B. in Konotop im Gebiet Sumy und in Brovary im Gebiet Kyjiw).[3] In vielen Regionen trafen die lokalen Behörden zwar keine derartigen Entscheidungen, aber sie übten informellen Druck auf Priester aus und verlangten von ihnen, aus der UOK auszutreten. Ende März wurden der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, die ein vollständiges Verbot der Aktivitäten der UOK vorsahen.[4] Obwohl die Beschlüsse der lokalen Behörden im Widerspruch zu den geltenden Rechtsvorschriften standen und die der Werchowna Rada vorgelegten Gesetzesentwürfe keine Aussicht auf Erfolg hatten, beeinflusste dies alles spürbar die öffentliche Meinung.

Unter dem Druck der lokalen Behörden traten einige UOK-Gemeinden zur OKU über. Natürlich gab es auch Fälle, in denen Gemeinden völlig freiwillig aus der UOK austraten. Dennoch war ein bedeutender Teil der „Übertritte“ nicht das Ergebnis einer freien Willensäußerung der Gemeinde, sondern stellte tatsächlich deren Aneignung zugunsten der OKU dar.

Was die Zentralbehörden (insbesondere das Büro des Präsidenten der Ukraine) betrifft, haben sie die Entscheidungen der lokalen Behörden gegen die UOK offiziell nicht unterstützt. Gleichzeitig hat die Zentralgewalt diese Entscheidungen in keiner Weise verhindert. Es ist klar, dass all dies die Beziehungen der UOK sowohl zu den staatlichen Behörden als auch zur OKU noch verschlechtert hat.

Von der Versammlung zum Konzil
In dieser äußerst schwierigen Situation beschloss die UOK, eine Versammlung von Bischöfen, Priestern, Mönchen und Nonnen sowie Laien in Kyjiw abzuhalten. Den Beschluss zur Einberufung der Versammlung fasste der Hl. Synod der UOK am 12. Mai 2022. Zu diesem Zeitpunkt schien es, dass die Vorbereitungen dafür einige Zeit in Anspruch nehmen könnten. Schließlich herrschte im Land der Ausnahmezustand. Metropolit Onufrij sorgte jedoch dafür, dass die Vorbereitungen so schnell wie möglich getroffen wurden und das Treffen bereits am 27. Mai in Kyjiw im Panteleimon-Kloster in Feofanija, einem Stadtteil von Kyjiw, stattfand.

Eines der Hauptprobleme bei der Vorbereitung war, wie Vertreter von Eparchien in den besetzten Gebieten (zu diesem Zeitpunkt gab es fast 15 solcher Eparchialzentren) teilnehmen konnten. Gelöst wurde dies durch die digitale Teilnahme von Delegierten aus diesen Regionen. So nahmen am 27. Mai Bischöfe, Priester, Mönche und Laien aus allen Eparchien der UOK (persönlich oder online) an dem Treffen teil. Im Vorfeld fanden in vielen Eparchien Versammlungen von Geistlichen und Laien statt. Die Ergebnisse dieser Abstimmungen wurden Metropolit Onufrij vorgelegt.

Die Versammlung begann ihre Arbeit am Morgen des 27. Mai im Kloster. Sie erreichte das nötige Quorum, um als Konzil der UOK zu gelten. Doch gemäß dem Statut der UOK muss die Entscheidung, ein Konzil einzuberufen, von der Bischofsversammlung der UOK getroffen werden. Darum wurde die Arbeit der Versammlung gegen Mittag schon abgeschlossen. Dann fand in Feofanija eine Bischofsversammlung statt, die die Idee unterstützte, ein Konzil der UOK unter Beteiligung der Geistlichen, Mönche und Laien abzuhalten. Die Bischofsversammlung genehmigte auch die Tagesordnung für dieses große Konzil. Der wichtigste Tagesordnungspunkt war die Änderung der Statuten der UOK.

Am Nachmittag traten die Delegierten erneut zusammen, allerdings nicht mehr als Versammlung, sondern als Konzil der UOK. Dieses Konzil nahm wesentliche Änderungen an den Statuten vor und verabschiedete zudem eine Resolution, in der es grundlegende Veränderungen im Status der UOK erklärte. Auf Beschluss des Konzils wurden alle Bestimmungen, die die Abhängigkeit der UOK von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) festlegten, aus dem Statut entfernt. Insbesondere wurden die Bestimmungen gestrichen, dass die UOK mit den anderen Lokalkirchen durch die ROK verbunden ist, dass die UOK eine selbstverwaltete Kirche innerhalb der ROK ist, dass die UOK in ihrem Leben den Entscheidungen der Landeskonzile und Bischofsversammlungen der ROK untersteht, dass das gewählte Oberhaupt der UOK den Segen des Moskauer Patriarchen braucht, dass der Name des Moskauer Patriarchen in allen Kirchen der UOK kommemoriert werden muss, und dass der Kyjiwer Metropolit ein ständiges Mitglied des Hl. Synods der ROK ist. In der Resolution heißt es auch, dass das Konzil „ein Urteil über die Erneuerung der Myronweihe in der Ukrainischen Orthodoxen Kirche“ gefällt und beschlossen hat, die Mission der UOK im Ausland zu aktivieren.

Damit hat das Konzil vom 27. Mai einen ernsthaften Schritt in Richtung der vollen kanonischen Unabhängigkeit der UOK gemacht. Gleichzeitig wird weder in der Resolution noch in der aktualisierten Fassung des Statuts das Wort „Autokephalie“ verwendet. Das heißt, auf dem Konzil wurde nicht die Autokephalie verkündet. Allerdings enthält das Statut der UOK in seiner derzeitigen Form keine Bestimmungen über ihre kanonische Abhängigkeit von anderen Lokalkirchen. Aber es wurde auch keine für autokephale Kirchen charakteristische Bestimmung ins Statut eingeführt, wie etwa die Pflicht des Primas, nach seiner Wahl seine irenische Briefe an alle Lokalkirchen zu senden. Im Statut ist auch nicht enthalten, dass der Vorsteher der UOK bei der Hl. Liturgie alle Oberhäupter der Ortskirchen gemäß der Diptychen kommemorieren muss. Nach dem Konzil vom 27. Mai hat Metropolit Onufrij jedoch begonnen, während der Liturgie alle Vorsteher zu kommemorieren, mit Ausnahme derer, die die Autokephalie der OKU anerkannt haben.

Diskussionen nach dem Konzil
Die Entscheidungen des UOK-Konzils vom 27. Mai riefen widersprüchliche Beurteilungen hervor. So ertönen aus dem Umfeld der Gegner der UOK erwartungsgemäß Anschuldigungen, die UOK tue nur so, als ob sie sich von Moskau getrennt habe, aber in Wirklichkeit bewahre sie die Verbindung zum Patriarchat. Ich werde diese in der Presse geäußerten Meinungen nicht gründlich analysieren (umso mehr, als viele davon unprofessionell und unbegründet waren). Ich mache nur darauf aufmerksam, wie die Reaktion der OKU auf das Konzil war. Am 31. Mai veröffentlichte deren Hl. Synod in Bezug auf die Entscheidungen des Konzils der UOK eine offizielle Erklärung. Er verkündete, dass er „alle Bemühungen, die Herrschaft des Moskauer Patriarchats über die Kirche in der Ukraine endgültig aufzuheben, begrüßt und unterstützt“. Zudem äußerte der Hl. Synod auch seine Freude über die „prinzipielle Zustimmung“ der UOK zum Dialog mit der OKU. Dabei drückte er sein Bedauern darüber aus, dass das Konzil der UOK den Abbruch der eucharistischen Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Zypern und Griechenland, die die OKU anerkannt haben, beibehalten hat.[5]

Weitaus kritischere Einschätzungen wurden von Vertretern der OKU in inoffiziellen Kommentaren geäußert. So schrieb der Sprecher des Hl. Synods der OKU, Erzbischof Evstratij (Zorja), schon am 28. Mai auf seiner Facebook-Seite, dass die Beschlüsse des Konzils insgesamt zwar einen Fortschritt darstellten, aber seiner Meinung nach doch so verfasst seien, dass „sie es ermöglichen, sie genau bis ins Gegenteil zu interpretieren“.[6] Später bezeichnete er die Beschlüsse des Konzils gar als „dekorative Veränderungen“.[7]

Mit Blick auf konkrete Beanstandungen durch Gegner der UOK nach dem Konzil betrifft die gewichtigste den ersten Paragraphen des aktualisierten Statuts der UOK. In diesem Paragraphen steht, dass die UOK unabhängig und selbstverwaltet ist, entsprechend dem Tomos des Patriarchen Alexij II. von 1990. Dies ist die einzige Erwähnung des Moskauer Patriarchen in der neuen Redaktion des Statuts der UOK. In seiner Kritik zu diesem Punkt des Statuts schrieb Erzbischof Evstratij, dass die Erwähnung des Tomos von Patriarch Alexij II. „ein Hinweis auf die Zugehörigkeit der religiösen Gemeinschaft UOK zur ROK ist“.[8] Ich selbst musste mir mehrfach diese Interpretation des ersten Paragraphen des neuen Statuts von vielen Gesprächspartnern – sowohl von Sympathisanten der UOK als auch von ihren Gegnern – anhören.

Ja, im Tomos des Patriarchen Alexij II., ausgestellt im Oktober 1990, heißt es tatsächlich, dass die UOK die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit erhält. Und dass sie sich in ihrem inneren Leben nach der Definition der Bischofsversammlung der ROK vom 25. bis 27. Oktober 1990 richten muss. Und in dieser Definition ist eben auch der Mechanismus der Unterordnung der UOK unter das Moskauer Patriarchat vorgeschrieben. Doch die Erwähnung des Tomos des Patriarchen Alexij II. im ersten Paragraphen des Statuts dient nur dazu zu zeigen, dass die Existenz der UOK in der aktuellen Epoche mit der Ausstellung dieses Dokuments begann, als das Ukrainische Exarchat aufgelöst und an seiner Stelle die Ukrainische Orthodoxe Kirche gegründet wurde. Es geht also um einen Hinweis auf den historischen Startpunkt der jüngsten Geschichte der UOK. Dabei ist offensichtlich, dass der ganze übrige Text des neuen Statuts bezeugt, dass sich die UOK als völlig selbstständige Kirche betrachtet.

Noch eine Frage, die ständig an die UOK gerichtet wird, ist völlig legitim: Was ist denn nun der kanonische Status unserer Kirche? Die Autokephalie wurde nicht verkündet. Aber auch eine kanonische Verbindung zur ROK gibt es im Statut nicht mehr. Wie soll das verstanden werden? Man muss ehrlich zugeben, dass das eine schwierige Frage ist. Und sie wird kaum in nächster Zeit endgültig gelöst werden, umso mehr solange der Krieg andauert. Für mich persönlich ist offensichtlich, dass die „ukrainische Kirchenfrage“ schon lange ein solches Ausmaß hat, dass sie nur auf panorthodoxer Ebene gelöst werden kann. Der Versuch einer alleinigen Entscheidung dieser Frage durch Patriarch Bartholomaios hat sich im Kern als gescheitert erwiesen, weil die Frage nicht nur nicht gelöst, sondern noch verfahrener wurde. Das Konzil der UOK vom 27. Mai hingegen betrachte ich als wichtige Deklaration für die Zukunft. Dabei sah die UOK von einem so leichtfertigen Schritt wie der einseitigen Verkündung der Autokephalie ab. Das wäre sicherlich ein Weg ins Nirgendwo gewesen.

Dialog mit der OKU
In der Resolution des Konzils ist auch die Haltung der UOK zu den Perspektiven der Beziehungen zur OKU ausgedrückt. Es ist kein Geheimnis, dass es innerhalb der UOK verschiedene Ansichten zum möglichen Format dieser Beziehungen gibt. Meine persönliche Einstellung zu einem möglichen Dialog mit der OKU habe ich in einer separaten Publikation schon dargelegt und werde sie hier nicht im Detail wiederholen.[9] Was die Beschlüsse des Konzils in Bezug auf die OKU betrifft, so drückt sich in ihnen ungeachtet ihrer Härte doch die Hoffnung auf einen künftigen Dialog aus. Dabei sind auch die grundlegenden, bisher ungelösten Probleme skizziert.

Leider erlaubt das Ausmaß der Spannung, die heute in den Beziehungen zwischen der UOK und OKU besteht, nicht, einen ehrlichen und offenen Dialog zu beginnen. Und sogar wenn er beginnen würde, muss man verstehen, dass dieser Dialog, wenn er ernst genommen wird, Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern würde. Ich möchte noch einmal betonen, dass das Konzil der UOK die Möglichkeit eines Dialogs als solchen nicht verworfen, sondern auf reale Probleme hingewiesen hat, die einem friedlichen Dialog im Weg stehen.

Seit dem Konzil der UOK sind erst drei Monate vergangen. Das ist eine kurze Zeitspanne, um seine Ergebnisse vollständig einzuschätzen. Dennoch sind einige Resultate des Konzils schon offensichtlich. Vor allem hat das Konzil die Spannung abgebaut, die sich in den ersten Monaten des Kriegs sowohl innerhalb der UOK als auch in ihrer Beziehung zum Staat aufgestaut hatte. Nach dem Konzil verringerte sich in vielen Regionen der Druck der lokalen Behörden auf die UOK merklich (auch wenn er nicht ganz aufgehört hat). Zudem entschieden nun einige Gemeinden, die vor dem 27. Mai ihren Übertritt zur OKU beschlossen hatten, zur UOK zurückzukehren.

Die Veränderungen im Statut der UOK haben eine breite Diskussion über die Zukunft der ukrainischen Orthodoxie in ihr selbst sowie über ihre Grenzen hinaus hervorgerufen. Wir brauchen nun eine ruhige und qualifizierte Diskussion über diese Frage. In der schon begonnen Polemik sind verschiedene Stimmen zu hören. Aber mich persönlich freut allein bereits die Tatsache eines solchen Gesprächs. Unsere Kirche und unser Volk fürchten diese Diskussion nicht. Wir sind bereit, die Probleme, die sich angehäuft haben, zu diskutieren und mit Gottes Hilfe eine Lösung der schwierigen „ukrainischen Kirchenfrage“ zu suchen.

Erzbischof Silvestr (Stojtschev) von Bilohorod, Vikar der Metropolie Kyjiw, Rektor der Kyjiwer Geistlichen Akademie und des Seminars.

Übersetzung aus dem Russischen: Natalija Zenger.

[1] https://news.church.ua/2022/05/27/slovo-blazhennishogo-mitropolita-kijivskogo-i-vsijeji-ukrajini-onufriya-na-vidkritti-zibrannya-jepiskopiv-svyashhenikiv-monaxiv-ta-miryan-ukrajinskoji-pravoslavnoji-cerkvi/.

[2] http://horodok-rada.gov.ua/node/12396.

[3] https://www.facebook.com/Semenikhin/posts/pfbid0TeicFuhyzSBHhx1UK435P5JDcfnyBBA6m88vZWEeM2jTh3iv6jsJjGXy5bcuzYaTl; https://www.facebook.com/i.sapozhko/posts/pfbid0ryhrRMXoyke2LF6yCMVPMqgQsUUzgxKjhphgsLHbPi1A6ZiJ4XomaVfbybiXZNwFl.

[4] http://w1.c1.rada.gov.ua/pls/zweb2/webproc4_1?pf3511=73998; http://w1.c1.rada.gov.ua/pls/zweb2/webproc4_1?pf3511=74008.

[5] https://www.pomisna.info/uk/document-post/zayava-svyashhennogo-synodu-upts-ptsu-za-pidsumkamy-ostannih-podij-v-yurysdyktsiyi-moskovskogo-patriarhatu-v-ukrayini-upts/.

[6] https://www.facebook.com/yevstr/posts/pfbid02L7bMExM7yagdf4SfpMG6pwyTmFnTF4VktyRaABk4eMEirmRmcjFVLq1vHkw9SjUql.

[7] https://www.facebook.com/yevstr/posts/pfbid02Pxi6K1GgdoCLEf3YErg6zzfywBP5PnEGkSDZQtWqfKQGN1hP1pef719BXJmCE75nl.

[8] https://www.facebook.com/yevstr/posts/pfbid02wjxVHdgqezB7XtkkTmWy3ggk4ci9Fq5XcEEPH6jz1kbPg1mhKixLCDHTkKU4EQHql.

[9] http://kdais.kiev.ua/event/stattya-ukr-26052022/.

Bild: Das Konzil vom 27. Mai 2022. (© church.ua)